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Elija, oder der Gott der Sanftmut

Elija

01.08.2014 Text und Grafik Bernd Buerschaper (ev.)

Elija - der große Prophet des Alten Testamentes. Elija streitet mit ganzer Hingabe und Liebe, die er für seinen Gott Jehova empfindet, und niemand kann ihn dabei aufhalten. Was Elijas Verstand wahrnimmt und was sich in Elijas Herz eingräbt ficht er mit großer Leidenschaft aus. Bei Gott findet seine Treue Anerkennung. Aber Elijas bedingungsloses Eintreten für seinen Gott Jehova verursacht auch Opfer. Genau 450 Priester der Baal-Sekte bringt Elija eigenhändig mit dem Schwert um. Und darüber ertönt ein Aufschrei bis in unsere Tage hinein. Wie kann es sein, dass die Bibel von einer regelrechten Hinrichtung hunderter Menschen durch die Hand eines Propheten berichtet? Was war geschehen?


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Elija...

... übersetzt bedeutet dieser Name: "Mein Gott Jehova (JHWH)". Elijas Gegenspieler sind König Ahab und seine Frau Isebel. Isebel, das übersetzt heißt "Wo ist der Fürst". Und somit wird bereits in der Bedeutung der Namen der Konflikt offenbart. Hier Elija, der sich namentlich zu seinem Gott bekennt und dort Isebel, die ihren Fürsten sucht. Aber, Elija und Isebel, das ist nicht allein ein Machtkampf zwischen Mann und Frau. Es ist auch die Auseinandersetzung des Gottes JHWH mit seinem wankelmütigen Volk Israel und die Auseinandersetzung mit dem Sektierern der Baal-Sekte. Und so fing es an: Im nördlichen Reich des damals zweigeteilten Israels herrschte der König Ahab. Ahab trieb die Sünden seiner Vorgängerweiter auf die Spitze: Er, der Jude Ahab, heiratete die heidnische Königstochter Isebel. Und Isebel lebte ihren Unglauben und Gottesverachtung gegenüber JHWH ungezügelt aus. Sie betrieb heidnische Kulte und machte unter dem Deckmantel des Fruchtbarkeitsgottes Baal die Prostitution im wahrsten Sinne des Wortes hoffähig. Sie sorgte nach Kräften dafür, dass die dämonischen Gottheiten Baal und Astarte vom Volk angenommen und angebetet wurden. Eines Tages tritt Elija vor König Ahab mit den Worten:

So wahr JHWH, der Gott Israels lebt, vor dem ich ja stehe, es wird während dieser Jahre weder Tau noch Regen geben, außer auf Befehl meines Wortes.

König Ahabs Reaktion auf Elijas Ankündigung ist in der Bibel nicht überliefert. Gut möglich, dass Ahab ob dieser Prophezeihung amüsiert war. Schließlich ist die Gegend um den Gebirgszug Karmel, wo sich die Ereignisse zugetragen haben, bekannt durch fruchtbare Böden und verhältnismäßig hohe Niederschläge. Karmel heißt übersetzt "Garten Gottes". Nachdem Elija seine Ankündigung gesprochen hatte, verließ er auf Gottes Geheiß die Gegend und versteckte sich an einem Wildbach. Jeden Abend und jeden Morgen brachte ihm ein Rabe zu Essen, und aus dem Wildbach schöpfte er Wasser zum Trinken. Seit der Ankündigung Elijas war kein Tropfen Regen mehr gefallen, noch sammelte sich Tau am Erdboden. Jeden Tag brannte die Sonne vom Himmel. Die Ernte vertrocknete und Wasser wurde zum kostbarsten Gut. Auch der Wildbach trocknete aus. Auf Gottes Geheiß hin verließ Elija die Gegend und kam bei einer Witwe, die mit ihrem Sohn zusammen lebte, unter. Die Witwe verköstigte ihn, obwohl sie selbst nur noch eine Handvoll Mehl und ein wenig Öl besaß. Gott versprach Elija, dass das Brot und das Öl sich nicht aufbrauchen werden, solange bis er es wieder regnen lässt. So geschah es. Eines Tages erkrankte der Sohn der Witwe. Sein Atem wurde von Tag zu Tag schwächer und schließlich starb er. Die Frau war darüber verbittert und machte Elija indirekt Vorwürfe. Elija trug daraufhin den toten Mann in sein Zimmer und betete zu seinem Gott.

O JHWH, mein Gott, musst du auch über die Witwe, bei der ich als Fremdling weile Übles bringen, indem du ihren Sohn zu Tode bringst? O Jehova, mein Gott, laß bitte die Seele dieses Kindes in ihn zurückkehren.

Gott erhörte sein Gebet und das Leben kehrte zurück in den Sohn der Witwe. Nach diesem Ereignis erkannte die Witwe, dass Gott JHWH wirklich mit Elija ist. Inzwischen waren drei Jahre vergangen. Hunger und Tod griffen um sich; die Not war groß. In diesen Tagen forderte Gott Elija auf, zu König Ahab zu gehen.

Gehe hin, zeige dich Ahab; und ich will Regen geben auf den Erdboden.

So begann für Elija der zweite Teil des Auftrages.

Ende der Dürre - Jehova ist der wahre Gott

Obwohl Elija sich bewusst war, dass Ahab in allen Ländern der Gegend nach ihm hatte suchen lassen und das man ihm die Schuld für die Hungersnot gab, ging er sofort daran, den Auftrag umzusetzen. Elijas Vertrauen in seinen Gott war grenzenlos. So kam es nach drei Jahren zum erneuten Zusammentreffen von Elija und König Ahab. Sogleich erhob Ahab große Vorwürfe an Elija:

Und es geschah, als Ahab Elia sah, da sprach Ahab zu ihm: Bist du da, der Israel in Trübsal bringt?

Elija antwortete ihm:

Ich habe Israel nicht in Trübsal gebracht, sondern du und das Haus deines Vaters, indem ihr die Gebote Jehovas verlassen habt, und du den Baalim nachgewandelt bist. Und nun sende hin, versammle ganz Israel zu mir nach dem Berge Karmel, und die 450 Propheten des Baal und die 400 Propheten der Aschera, die am Tische Isebels essen.

Elija und Ahab verabredeten sich mitsamt den Propheten des Baals und den Propheten des Astarte auf dem Gebirgszug Karmel. Dort sollte es im wahrsten Sinne des Wortes zum Showdown kommen. Sie verabredeten: Der wahre Gott solle sich erweisen, indem er Feuer vom Himmel fallen lasse. Auf dem Berg Karmel wandte sich Elija zunächst direkt an das Volk:

Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Wenn Jehova Gott ist, so wandelt ihm nach; wenn aber der Baal, so wandelt ihm nach! Und das Volk antwortete ihm kein Wort.

(Kinderstimme) Ach, es antwortete kein Wort...

Nun begann Elija die Zeremonie festzulegen. Die Bibel gibt keinen Hinweis darauf, dass er dafür Anweisungen seines Gottes JHWH erhalten hat. Er hat es allein so bestimmt, aber ganz im Vertrauen auf seinen Gott. Und was und wie er es bestimmt hat, lässt uns den Atem anhalten, denn seine Anweisungen kennen keinen Zweifel oder Wankelmut. Zuerst verfügte er, dass zwei junge Rinder geschlachtet werden sollten, eines als Brandopfer für den Gott Jehova und eines für den Gott Baal. Dann forderte Elija das Volk und die Propheten des Baal auf, einen Altar herzurichten, den Stier als Brandopfer für ihren Gott darauf zu legen und schließlich ihren Gott Baal anzubeten und zu schauen welche Antwort er gibt.

Und sie nahmen den jungen Stier, den man ihnen gegeben hatte, und richteten ihn zu; und sie riefen den Namen des Baal an vom Morgen bis zum Mittag und sprachen: Baal, antworte uns! Aber da war keine Stimme, und niemand antwortete.

Da begann Elija, sich in aufstichelnder Weise lustig zu machen.

(Kinderstimme) Ist das klug?

Und es geschah am Mittag, da verspottete sie Elia und sprach: Rufet mit lauter Stimme, denn er ist ja ein Gott! denn er ist in Gedanken, oder er ist beiseite gegangen, oder er ist auf der Reise; vielleicht schläft er und wird aufwachen. Und sie riefen mit lauter Stimme und ritzten sich nach ihrer Weise mit Schwertern und mit Lanzen, bis sie Blut an sich vergossen. Und es geschah, als der Mittag vorüber war, da weissagten sie bis zur Zeit, da man das Speisopfer opfert; aber da war keine Stimme und keine Antwort und kein Aufmerken.

Nun war die Reihe an Elija. Wieder gab er Anweisungen, die diesmal bis ins Absurde gipfelten. Und wieder gab er diese Anweisungen ohne jede Anweisung oder Rückversicherung seines Gottes JHWH, aber ganz im Vertrauen auf seinen Gott.

Da sprach Elia zu dem ganzen Volke: Tretet her zu mir! Und das ganze Volk trat zu ihm hin. Und er stellte den niedergerissenen Altar Jehovas wieder her. [...] Und er machte rings um den Altar einen Graben im Umfange von zwei Maß Saat; und er richtete das Holz zu und zerstückte den Stier und legte ihn auf das Holz. Und er sprach: Füllet vier Eimer mit Wasser, und gießet es auf das Brandopfer und auf das Holz. Und er sprach: Tut es zum zweiten Male! und sie taten es zum zweiten Male. Und er sprach: Tut es zum dritten Male! und sie taten es zum dritten Male. Und das Wasser lief rings um den Altar; und auch den Graben füllte er mit Wasser. Und es geschah zur Zeit, da man das Speisopfer opfert, da trat Elia, der Prophet, herzu und sprach: Jehova, Gott Abrahams, Isaaks und Israels! Heute werde kund, daß du Gott in Israel bist, und ich dein Knecht, und daß ich nach deinem Worte alles dieses getan habe. Antworte mir, Jehova, antwortete mir, damit dieses Volk wisse, daß du, Jehova, Gott bist, und daß du ihr Herz zurückgewendet hast! Da fiel Feuer Jehovas herab und verzehrte das Brandopfer und das Holz und die Steine und die Erde; und das Wasser, das im Graben war, leckte es auf.

Da erkannte das Volk den wahren Gott JHWH und viel auf die Knie und betete ihn an. Elija aber erteilte sofort die Anweisung, die Propheten des Baal zu ergreifen und zum Bach Kison zu führen. Dort brachte er alle 450 Propheten eigenhändig mit dem Schwert um. Diese Tat Elijas wird in der heutigen Zeit oft als grausam empfunden. Elias lebte noch nicht unter dem Gesetz der Gnade, sondern unter dem Gesetz des Mose, welches befahl, dass Menschen, die den Götzendienst in Israel förderten, zu töten seien. Zusätzlich muss man die Geschehnisse im gesellschaftlichen-religiösen Zusammenhang sehen. Ahabs politische Herrschaft beruhte auf Einschüchterung und brutale Verfolgung der Menschen, die sich ihre religiöse Eigenständigkeit bewahren wollten. Elija war der letzte verbliebene Prophet des Gottes JHWH, alle anderen Propheten Jehovas hatte Ahab auf Geheiß seiner Frau Isebel verfolgen und umbringen lassen. Am einfachen Volk ging diese Gewaltherrschaft nicht spurlos vorüber; viele schwörten ihrem Gott JHWH ab und wechselten die Seiten. Auch die religiösen Praktiken der Baal-Sekte waren menschenverachtend. Ihre Fruchtbarkeitsrituale waren nur vorgeschoben, sie machten vor Kinderschändigung, Ehebruch, Prostitution und Mord keinen Halt. Dieses Treiben hatte sich Gott lange genug angesehen. So hatte Elijas volle Rückendeckung für sein Tun. Sein Gottes JHWH schritt nicht ein!

Elija entdeckt seinen sanftmütigen Gott

Alle Geschehnisse, die sich am Berg Karmel ereignet hatten, erzählte Ahab seiner Frau Isebel. Daraufhin schwört Isebel Elija ihre Rache.

Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: So sollen mir die Götter tun und so hinzufügen, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dein Leben dem Leben eines von ihnen gleich mache!

Trotz des großem Machtbeweises Jehovas auf dem Berg Karmel, und trotz des einsetzenden ergiebigen Dauerregens, treibt Isebel ihre Machtspiele weiter. Und König Ahab, ihr Mann, lässt sich weiter von ihr fremdbestimmen. Die Nachricht von Isebels Racheplan erreicht auch Elija. Und diesmal verläßt Elijas der Mut; er beginnt sofort mit seiner Flucht. Nachdem er einen Tag lang die Wüste durchwandert hatte, setzte er sich ermüdet, traurig und mit Todessehnsucht im Herzen unter einen Gingsterstrauch.

Und er bat, daß seine Seele stürbe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Jehova, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter.

So betete er und schlief ein.

Und siehe da, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Stehe auf, iß! Und als er hinblickte, siehe, da lag zu seinen Häupten ein Kuchen, auf heißen Steinen gebacken, und ein Krug Wasser.

(Kinderstimme) Oh, ein leckerer,warmer Kuchen! Nichts schmeckt besser als ein warmer Kuchen!

Und er aß und trank und legte sich wieder hin. Und der Engel Jehovas kam zum zweiten Male wieder und rührte ihn an und sprach: Stehe auf, iß! denn der Weg ist zu weit für dich. Und er stand auf und aß und trank, und er ging in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Berg Gottes, den Horeb.

Es war also nicht nur ein leckerer Kuchen, gebacken für einen traurigen Menschen. Der Kuchen spendete ungeahnte Kräfte, die Elija brauchte, um seinen Feinden zu entkommen. Nachts, wenn seine Verfolger ruhen mussten, konnte Elija weiter laufen. Und so wuchs sein Vorsprung stetig an. Nach 40 durchwanderten Tagen und Nächten war Elija am Berg Horeb angekommen. Hier kommt es zum Zusammentreffen mit seinem Gott Jehova.

Und siehe, das Wort Jehovas geschah zu ihm, und er sprach zu ihm: Was tust du hier, Elia? Und er sprach: Ich habe sehr geeifert für Jehova, den Gott der Heerscharen; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwerte getötet; und ich allein bin übriggeblieben, und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen.

Auf die Frage Gottes "Was tust Du hier?" antwortet Elija mit einer Rede aus Rechtfertigung und Angst. Seine mentalen Kräfte waren nach allem was er erlebt hatte aufgebraucht. Das erkannte Gott. Und Gott machte ihm nicht den leisesten Vorwurf! Gott sah in ihm den treuen, aufrichtigen aber kraftlosen Diener. Da sprach Gott:

Komm heraus und tritt auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR ging vorüber; und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Winde aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns. Als Elia dieses hörte, verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel und ging hinaus und trat an den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm, die sprach: Was willst du hier, Elia?

Hier macht Elija eine wunderbare neue Erfahrung mit seinem Gott. Sein Gott war nicht im Wind, der über das Land tobte, sein Gott war nicht im Erdbeben, das die Gegend erschütterte, sein Gott war nicht im Feuer, das sich um ihn ausbreitete. Erst als alles verstummte und nur noch ein leises, angenehmes Säuseln zu hören war, spürte Elija unmittelbar die Nähe Gottes. Und eine völlig neue Erfahrung machte sich in Elija breit. Sein Gott ist vom Wesen her ein sanfmütiger Gott. Seine Zeichen sind nicht Macht und Braus. JHWH ist ein ruhiger, fürsorgender Gott, von lieblicher Art. Und Elija verbarg sein Angesicht in seinem Umhang, um sein Antlitz vor dem unendlichen Glanz seines Gottes Jehovas zu schützen.