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Verkündigung der Maria

Maria

01.12.2013 von Bernd Buerschaper (Grafik: Götz Valien)

Die Bibel berichtet von vielen Begebenheiten bei denen Menschen eine Veränderung erfahren. Das Prinzip, dem die Veränderung zugrunde liegt, ist immer gleich. Menschen kommen in Kontakt mit Gottes Wort und es passiert etwas mit ihnen. Eine besonders intensive Geschichte der Veränderung erzählt uns das Lukas-Evangelium im Neuen Testament. Hier wird von einer jungen, jüdischen Frau berichtet; ihr Name ist Maria.


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Verkuendigung der Maria

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Die Verkündigung der Maria - wohl kaum ein Thema im Kanon der Bibel ist so phantastisch, so ungewöhnlich wie dieses. Viele Menschen stoßen an ihre Grenzen. Zweifeln und ungläubiges Staunen hört man meist. Aber wenn wir einmal genauer hinsehen auf die Ereignisse von damals, vielleicht verändert sich unser Denken ganz allmählich?

Wenn ich an die biblische Überlieferung der Verkündigung der Maria denke, fällt mir ein Liebesgedicht von Bertold Brecht ein.

ALS ICH NACHHER VON DIR GING
AN DEM GROßEN HEUTE
SAH ICH, ALS ICH SEHN ANFING
LAUTER LUSTIGE LEUTE.

UND SEIT JENER ABENDSTUNDE
WEIßT SCHON, DIE ICH MEINE
HAB ICH EINEN SCHÖNERN MUND
UND GESCHICKTERE BEINE.

GRÜNER IST, SEIT ICH SO FÜHL
BAUM UND STRAUCH UND WIESE
UND DAS WASSER SCHÖNER KÜHL
WENN ICH’S AUF MICH GIEßE.

Die atemberaubende Lyrik dieser Verse zieht uns in ihren Bann. Was ist passiert? Eine junge Frau berichtet von einer Begebenheit, die ihrem Leben offensichtlich eine bis daher nicht bekannte, neue Sichtweise (Dimension) gegeben hat. In romantisch verklärten Worten, beschreibt sie ihr Empfinden, und, obwohl wir nicht dabei waren, ahnen wir unmissverständlich um was es geht. Die erste Nacht mit ihrem Liebsten, hat ihre Sicht auf sich selbst und die Welt verändert. Sie beschreibt den Wandel, die VERÄNDERUNG, den sie sich vollzogen sieht, und daraus resultiert eine neue, angenehme Wahrnehmung auf sich selbst und ihre Umwelt.

Marias Geschichte ist eine ähnliche. Aber anders als im Gedicht beschreibt die Bibel detailliert von den Geschehnissen, die sich damals ereignet haben. Immer, wenn etwas besonders wichtig ist, wird die Bibel detailliert, denn bei dem was wichtig ist, soll kein Zweifel bestehen! Im Lukasevangelium steht es aufgeschrieben:

Der Engel Gabriel wurde von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. … Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

So war es also! Der Text mutet uns enorm viel zu, aber er lässt auch keinen Zweifel. Nach allem was wir wissen, war Maria zu diesem Zeitpunkt sehr jung, heute würde man sagen, sie war ein Teenager. Was muss in Maria vor sich gegangen sein? Ähnlich wie bei der Frau in Brechts Gedicht, dürfte dieses Erlebnis Marias Leben auf den Kopf gestellt haben. Für sie sah die Welt von diesem Augenblick anders aus. Eine sehr junge Frau erwartet ein Kind, auf nicht natürlichem Weg gezeugt, vom Engel im höchsten Range angekündigt. Aber hatten es nicht genau so die Propheten Micha und Jesaja 800 Jahre vorher angekündigt?

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.

"Der Herr wird euch selbst ein Zeichen geben!" so drückt es Jesaja aus. Das, was wir kaum begreifen können, ist ein Zeichen Gottes?

Gott jedenfalls lässt Maria in dieser außergewöhnlichen Situation nicht allein! Der Engel ist beauftragt, Maria einen wichtigen Hinweis zu überbringen:

„Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.“

Die Geschichte von der Verkündigung der Maria erhält einen neuen Schauplatz. Und auch hier wird von einer ungewöhnlichen Schwangerschaft berichtet. Elisabeth und ihr Mann Zacharias waren Zeit ihres Lebens kinderlos geblieben und inzwischen alt geworden. Beide hatten längst die Hoffnung auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches aufgegeben. Bis der Engel ihrem Mann Zacharias während seines Tempeldienstes erschien und die Geburt eines Sohnes voraussagte.

Und es begab sich, da er des Priesteramtes pflegte vor Gott zur Zeit seiner Ordnung, nach Gewohnheit des Priestertums, und an ihm war, daß er räuchern sollte, ging er in den Tempel des HERRN. [...] Es erschien ihm aber der Engel des HERRN und stand zur rechten Hand am Räucheraltar. Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es kam ihn eine Furcht an. Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! denn dein Gebet ist erhört, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, des Namen sollst du Johannes heißen. Und du wirst des Freude und Wonne haben, und viele werden sich seiner Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem HERRN; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird noch im Mutterleibe erfüllt werden mit dem heiligen Geist.

Das zeitliche Zusammentreffen beider Geschichten, und das die Bibel darüber berichtet, ist kein Zufall, sondern sie ist getragen von der Vorhersehung Gottes. Zwei Frauen werden unter ungewöhnlichen Umständen schwanger. Beide Frauen werden einen Sohn zur Welt bringen. Der Eine, Johannes, wird groß sein vor dem Herrn und noch im Mutterleibe erfüllt werden mit dem heiligen Geist. Er wird es sein, der Jesus später im Jordan taufen wird. Der Andere, Jesus, wird sein Leben und sein Sterben in den Dienst seines Vaters im Himmel stellen. Das prophetische Vermächtnis der jüdischen Propheten Jesaja und Micha, die alles so vorausgesagt hatten, fand jetzt seine göttliche Erfüllung. Wie sehr beide Frauen miteinander verbunden sind wird deutlich, wenn wir die Geschichte weiter verfolgen:

Die junge Maria nimmt den Hinweis des Engels auf die Schwangerschaft der Elisabeth sofort auf.

Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes!

Das kleine Wort „eilends“, dass man leicht überliest, steht wie eingemeißelt in der Bibel. Im Gegensatz zu der jungen Frau in Brechts Gedicht, die sich ihrer neuen Sicht auf das Leben sehr bewusst war, gab es für Maria Redebedarf. Eilends macht sie sich auf den Weg über das judäische Gebirge zu ihrer Verwandten Elisabeth. Man spürt förmlich Marias Drang, eine Vertraute aufzusuchen, der sie sich in ihrer Situation anvertrauen kann. Und umgedreht wird es Elisabeth nicht anders empfunden haben. Drei Monate blieb Maria bei Elisabeth. Was genau in diesen drei Monaten geschah, darüber schweigt die Bibel. Aber wir ahnen die geistige aber auch menschliche Dimension, die in der Begegnung der beiden Frauen liegt.

VERÄNDERUNG!

Wenn VERÄNDERUNG in uns stattfindet, kommt das meist einem Umschwung gleich, dem wir selbst oft nur mit großer Mühe folgen können. Jeder hat seine eigene Art, damit zurecht zu kommen. Oder! Jeder muss seinen eigenen Weg finden! Marias Beispiel zeigt uns, wie wir vorgehen können. Im Wissen und dem Vertrauen auf die Allmacht, Weisheit und Güte Gottes findet sie Mut und Kraft, sich der VERÄNDERUNG zu stellen, und sie anzunehmen.

„Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“

So antwortet Maria dem Engel. Ja, die Begebenheit der Verkündigung der Maria ist ungewöhn-lich. Sie entspricht nicht unserer Erfahrung. Das könnte ein Grund sein, warum wir uns so schwer tun, den Geschehnissen zu folgen. Dann suchen wir nach vernünftigen Erklärungen. Aus der Jungfrau wird dann in der biblischen Auslegung eine junge Frau. Dabei gibt Maria doch unmissverständlich Auskunft über ihren Zustand, wenn sie dem Engel erwidert:

Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?

Der Engel antworte Maria:

Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

Das Heilige, das geboren wird, entstammt also der heiligen Kraft Gottes. Ist es nicht das, was wir vom Kommen von Gottes Sohn erwarten dürfen?

Gott weiß, dass er die Menschen bis an ihre Grenzen fordert. Er gibt den Beteiligten die Möglichkeit, in einem Rede- und Antwortdialog mit dem Engel Missverständnisse, Fragen und Unklarheiten zu beseitigen. Und in allem erkennen wir, wie Gott selbst das Kommen von Jesus, seinem Sohn, auf besondere Weise vorbereitet. Dabei fehlt es nicht an Festlichkeiten und Botschaften der Vorfreude: der höchste Engel kündigt die Frohe Botschaft an, es folgt das Wunder der späten, eigentlich unmöglichen Schwangerschaft der hochbetagten Elisabeth, dann ist da die schier unbändige Freude des noch ungeborenen Kindes im Bauch der Elisabeth, als es Marias Stimme zum ersten mal vernimmt, und schließlich das vom Heiligen Geist inspirierte Loblied der Elisabeth auf Maria. Auch nach der Geburt von Jesus finden die himmlichen Festlichkeiten eine Fortsetzung. Da sind die Hirten, die Jesus auf ihre Weise ehren, die Anbetung der heiligen drei Könige. Hannah, die alte Frau, der der Heilige Geist bescheinigt, Du wirst nicht eher sterben, als das Du den Heiland gesehen hast. Auf all diese Weise feiert der Himmel die Geburt von Gottes Sohn auf Erden und legt so ein Zeugnis über die Geschehnisse ab. Da sind so viele Wunder und Vorhersehungen; wir können sie nicht ignorieren! Denn: Gott will uns ein Zeichen geben, so sagt es Jesaja. Genau genommen sind es viele Zeichen, die dann - zusammen gesetzt - ein großes Ganzes ergeben.

Die Verkündigung der Maria markiert den Anfang der Ereignisse, die den Wendepunkt im Weltenlauf einleiten. Durch Jesu Geburt ist der Weg bereitet, dass die Versöhnung des Menschen mit Gott nun Realität werden kann. Damit gibt Gott dem Weltgeschehen den entscheidenden Impuls der unumkehrbaren VERÄNDERUNG. Eine VERÄNDERUNG die den ewigen Kreislauf von Sünde und Tod, die mit Adam ihren Anfang nahm, ad adsurdum führt. Wenn wir uns öffnen, wenn wir den Geschehnissen und Zeichen von damals folgen, anstatt zu zweifeln, dann öffnet sich das Tor, dass die VERÄNDERUNG, die mit der Verkündigung der Maria ihren Anfang nahm, auch uns mit aller Macht ergreift. Der Mensch kehrt heim zu Gott.