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Wir leben in modernen Zeiten. KI, also "Künstliche Intelligenz", soll die Gesellschaft grundlegend verändern. Und dann ist da noch die DIGITALISIERUNG 4.0. Darunter versteht man die Vernetzung des menschlichen und produktiven Lebens zu effektiven Einheiten. Wie passt es da, dass sich in der Vorzeigestadt der Reformation, Aufklärung und der evangelisch-lutherischen Moderne, Eisenach, an einem Märzwochenende 65000 Menschen treffen, um den unschuldigen Winter zu verbrennen?
18.03.2018 Text und Grafik: (C) Planet-Glauben (ev.)
Um eurer Überlieferungen willen habt ihr das Gebot Gottes aufgehoben.
Matthäus 15, Vers 6
So hat es Jesus einst zu den jüdischen Religionsgelehrten gesagt.
Überlieferungen! Brauchtum! Tradition! Heimat!
Vier verschiedene Wörter, die ein und dasselbe beschreiben. Neuerdings hat die Bundesregierung die Stelle eines Heimatministers ausgeschrieben. Zur Stellenbescheibung gehört, die vier Begrifflichkeiten unter besondere staatliche Obhut zu stellen. Es ist, als wollte man den Menschen bei aller Digitalisierung und Entfremdung einen stabilen Anker geben.
Um eurer Überlieferungen willen habt ihr das Gebot Gottes aufgehoben.
Es scheint gerade so, als spräche Jesus diese Worte zu uns. Die Worte sind ein Beleg dessen, was sich im Verlauf eines Jahreskreises in der Gesellschaft "Digitalisierung 4.0" abspielt. Das besonders tragische Moment daran ist, dass es immer vor allem die Kinder sind, die wir mit unserer "Brauchtumspflege" auf unzulässige Weise in Verbindung bringen.
Die sich bietenden Möglichkeiten sind schier unendlich: Helloween, Nikolaus und Weihnachtsmann, Faschingsnarren, das heidnische Fest des Sommergewinns, Osterhasen und die verhexte Walpurgisnacht. Einen vorläufigen Höhepunkt bildet im August das Rockfestival in Wacken, worüber die Medien in einer Dauerschleife berichten. Bis zum Herbst haben dann die unzähligen Mittelaltermärkte geöffnet, wo wir den Kindern historische Brauchtumspflege beibringen. Und dann beginnt mit Helloween alles von vorn.
Interesse für Gott JHWH
Jeder Mensch wird mit einem großen Interesse für Gott geboren! Aber bei diesem Bombardement von heidnischen Brauchtum kann sich diese Pflanze nicht entwickeln. Dabei fordert uns Gott in der Bibel auf:
Macht eure Kinder mit mir bekannt!
Wir unterlassen das mit dem fadenscheinigen Hinweis, dass sich das Kind später eine eigene Meinung über Gott bilden soll. Auf der anderen Seite unterlassen wir fast nichts, unser Kind mit verblichenen, toten Traditionen vertraut zu machen. Hier legt der Mensch einen Eifer an den Tag, als könne man damit nicht früh genug beginnen. Diese Dinge besetzen den geistig-religiösen Erkenntnishorizont des Kindes, der sich in den frühen Jahren entwickelt. In der Kommunikations- und Kognitionswissenschaft nennt man das FRAMING.
Framing, zu deutsch Einrahmen, beschreibt in der Kognitionsforschung den Prozess einer Einbettung von Ereignissen und Themen in ein Deutungsraster.
Die Wirkung dieses psychologischen Musters kann man nirgendwo besser studieren als auf Demenzstationen. Um alten, dementen Menschen ihren vormaligen (vergessenen) Ereignishorizont zurückzugeben, reicht es, sie zu schminken, ein Hütchen aufzusetzen und Faschingslieder zu spielen. Das diesbezügliche Framing, dass in ihren Köpfen seit frühester Kindheit verankert ist, füllt ihr Leben für kurze Dauer mit bunten Erinnerungen. Die Kehrseite ist, dass Gott in diesem letzten Lebensabschnitt praktisch nicht mehr existiert, weil es keinen FRAME (Rahmen) gibt, in dem Gott abgespeichert ist!
Eisenach, ach Eisenach ...
Letztes Wochenende haben in Eisenach 65000 Menschen den "Sommergewinn" gefeiert. Höhepunkt der Veranstaltung ist das Verbrennen einer Strohpuppe, die den unschuldigen Winter verkörpern soll. Wie lässt es sich erklären, dass sich ausgerechnet in der Stadt der Reformation und Aufklärung ein derartiges heidnisches Bekenntnis mit so vielen Menschen formiert? Schließt sich hier etwa der Kreis, der mit Luthers sprichwörtlichem Aberglaube seinen Anfang nahm? Die Menschen selbst sehen ihren Ausflug in die heidnischen Traditionen gelassen. Das Framing in ihren Köpfen lässt eine Differenzierung und Beurteilung der Situation nicht zu. Für sie ist es ein harmloser Sonntagsausflug mit Kindern. Für das Verhältnis der Menschen zu ihrem Schöpfer hat der harmlose Ausflug gravierende Folgen.
Um eurer Überlieferungen willen habt ihr das Gebot Gottes aufgehoben.
Es wäre die Aufgabe der thüringischen Kirche, der Regionalbischöfin Junkermann und eigentlich der ganzen EKD, hier ein Zeichen des christlichen Bekenntnisses zu setzen. Für solche Bekenntnisse ist sich die EKD sonst nie zu schade. In diesem konkretem Fall dürfte das Warten darauf vergeblich sein. Zu diesem öffentlichen Glaubensbekenntnis fehlt jener Kirche, die mit Gottes Hilfe die Welt verändern will, jeglicher Mut.
Die Verbrennung des unschuldigen Winters
Letzten Sonntag haben 65000 Menschen in Eisenach den unschuldigen Winter verbrannt. Der Winter, von dem Gott sagt:
Forthin, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und Nacht.
1. Mose 8,22
Diese Worte Gottes, die ein Bekenntnis zum Leben sind, die gleichsam die Sicherung unserer Lebensgrundlage darstellt, verbrennen wir in Gestalt einer lächerlichen Holzpuppe.
Die heidnischen Götter haben das Festkommitee im Stich gelassen. Wegen Schneetreibens, Minustemperaturen und Chaos auf den Strassen haben sie den Sommergewinn vorzeitig abbrechen müssen. Wie kann man auch im März den Sommer als Gewinn feiern? Der wahre Gott JHWH, der den Jahreszeiten ihren Lauf gibt, muss sich da regelrecht verklappst vorkommen.
Mama, das ist doch normal, dass wir beten, oder?
Plädoyer gegen den Clown