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Lesedauer 4 Minuten

Dieser Satz am Portal des Bregenzer Landestheaters zeugt von Demut. Er verdeutlicht, dass die wahre Selbsterkenntnis nicht im vorbeigehen zu erlangen ist. Dem gegenüber steht die Aussage des derzeitigen Stars am deutschen Literaturhimmel Ferdinand von Schirach im Heute Journal: "Die Würde ist die größte geistige Erfindung, die die Menschheit je gemacht hat“.

08.03.2018 Text und Foto: (C) Planet-Glauben (ev.)


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Verstehen, wer wir sind

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"Die größte geistige Erfindung ..."

In einem Beitrag des Heute-Journals, der Hauptnachrichtensendung des ZDF, wird das neue Buch von Ferdinand von Schirach vorgestellt. Das ZDF würdigt von Schirach als einen Wortpoeten, der die Worte und Sätze solange wendet, sezziert, schleift und konzentriert, bis nur noch eine Essenz des Wesentlichen übrig bleibt. Im Interview gibt Ferdinand von Schirach sogleich eine Kostprobe.

"Die Würde ist die größte geistige Erfindung, die die Menschheit je gemacht hat."

Es scheint gerade so, als wolle Ferdinand von Schirach die Lobpreisungen des ZDF augenblicklich ins Gegenteil verkehren. Denn der Satz ist nichtssagend, inhaltsleer und deshalb bedeutungslos. Er läßt die Menschen einsam und ratlos zurück. Wir fühlen uns erinnert an Angela Merkel, wenn sie dem Euphemismus ihrer Worte freien Lauf läßt:

"Nichts und niemand kann uns bei der Bewahrung der Umwelt aufhalten."

oder

"Wir schaffen das!"

Verstehen, wer wir sind

Einen völlig anderen Weg gehen die Theaterleute des Vorarlberger Landestheaters in Bregenz. "Verstehen, wer wir sind". Diesen klugen Spruch haben sie in Messing eingefasst und an die Hauswand des Vorarlberger Landestheater montiert. Die Botschaft ist eindeutig. Der Spruch soll uns zum Nachdenken über uns selbst anregen. Und wenn alles optimal läuft, kann auch die Kultur ihren Beitrag zur Aufklärung leisten. Der Spruch suggeriert bereits unterschwellig, dass das ein schwieriges Unterfangen werden kann.

So viele schon, sind den Grundfragen der Menschheit nachgegangen; z.B. Gauguin, der berühmte Maler. Oder Immanuel Kant, der nicht minder berühmte Philosoph. Oder Goethe, der Lieblingsdichter der Deutschen.

Gauguin hat vor 150 Jahren ein Gemälde gemalt. "Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?" so hat er es genannt. In diesem wunderbaren Gemälde versucht Gauguin den drei existenziellen Fragen der Menschheit seine Sicht zu geben. Gleiches hat auch der Königsberger Philosoph Immanuel Kant auf seine eigene Art und Weise versucht. Er hinterließ uns eine undefinierbare Mischung aus intellektuellem Bibelstudium und säkularer Weltsicht. Nachhaltige Antworten hat Kant nie ausgegeben. Wir feiern ihn trotzdem als eloquenten Denker, der der säkularen Welt ein Denkgerüst gegeben hat, an dem sie sich einigermaßen entlang hangeln kann.

Man kann es drehen und wenden wie man will, man kann sich weigern, man kann sich abwenden. "Verstehen, wer wir sind", das kann man nur im Blick auf die Bibel. Hier finden wir das intellektuelle Gerüst, um den wirklich wichtigen Fragen der Menschheit auf den Grund zu gehen. Das beinhaltet auch die Frage nach der WÜRDE.

Auf der Suche nach der WÜRDE

Wir haben uns auf die Suche nach der WÜRDE gemacht. In der Bibel haben wir sie nicht gefunden. Kein einziges mal taucht dieses Wort dort auf. Das macht stutzig! Sollte Herr von Schirach also Recht behalten, dass die WÜRDE eine Erfindung des Menschen ist?

Was das Wort selbst betrifft, scheint es so zu sein. Der Duden sagt, dass die WÜRDE von dem altdeutschen Wort WIRT (Wert) abgeleitet ist. Also etwas einen Wert zumessen.

Den Dingen einen Wert geben, das erzählt die Bibel mit der ihr eigenen Sichweise, die aber fast immer in einer Überraschung münden. Wir lesen, dass Gott groß machen will, was klein ist. Und umgedreht, er macht klein, was vor den Menschen groß ist. Das beste Beispiel hierfür ist Jesus selbst. Er, der Größte von allen, hat sich klein gemacht, um der Welt ein Beispiel zu geben, wie Gott die Verkehrung der Welt ernst meint. Übrigens geschah das nicht aus Selbstzweck, sondern allein um der Menschen willen. Immer wieder verdeutlicht uns Jesus, dass die Kategorien, die sich die Menschen in klugen Sprüchen auflegen, Gott nicht zu eigen macht. Die intellektuelle Schärfe, mit der Jesus und Paulus das tun, ist ohne Beispiel. Es ist, als wenn man ein heißes Messer in die kalte Butter steckt.

Wir aber rätseln noch immer, was Ferdinand von Schirach im Sinn hat, wenn er davon spricht, dass die WÜRDE die "größte geistige Erfindung der Menschheit" ist. Wie wirkt sich diese Erfindung auf unser Leben aus?

WÜRDEvoller Umgang mit der Umwelt
WÜRDEvoller Umgang mit Kindern
WÜRDEvoller Umgang mit Frauen
WÜRDEvoller Umgang mit Männern
WÜRDEvoller Umgang mit Alten
WÜRDEvoller Umgang mit anderen Völkern
WÜRDEvoller Umgang mit Tieren
WÜRDEvoller Umgang mit ungeborenen Leben

Eine Bestandsaufnahme all dieser Punkte fällt ernüchternd aus.

In den vergangenen 100 Jahren haben die Deutschen beim Ausrufen der "neuen WÜRDE" einige Übung erlangt. Da war der Nationalsozialismus, der dem Volk seine Würde zurück geben wollte. Dann kamen die Kommunisten, die die WÜRDE eines neuen Menschenbildes ausriefen. Dann wurde uns die WÜRDE der 68-er übergeworfen. Und zwischendurch, alle 100 Jahre wieder (Geburt, Thesenanschlag und Tod Luthes), ruft die ev. Kirche mit LUTHER ihre neue WÜRDE aus. Bei all dem schaffen es die Deutschen geradeso, das Kinn über Wasser zu halten, was freilich besser ist als nichts. Dabei hätte es nur einer kleinen weiteren Zutat gebraucht, und die AfD würde heute mit weit über 30% im Deutschen Bundestag vertreten sein. Dann würden wir das Wort WÜRDE heute ganz anders buchstabieren.

Wir, von Planet-Glauben, leiten das Wort WÜRDE von dem Konditional "würde" ab. Meist bleibt es beim "würde" mit der "WÜRDE". Wir finden, so viel Demut und Selbsterkenntnis sollte sein.

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut

Ist dieses beliebte Goethe Zitat eine andere Umschreibung dessen, was Herr von Schirach mit WÜRDE meint?

Wir schlagen einen anderen Vers vor, um endlich etwas Licht ins Dunkel zu bringen:

Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht. HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Psalm 8, Vers 4-10

Aus diesen wenigen Worten wird endlich deutlich, wo die Würde des Menschen begründet liegt. Die Würde, also der Wert, der jedem Menschen innewohnt, kommt von Gott selbst. Aus ihr entspringen die guten Eigenschaften des Menschen: Mitgefühl, Liebe, Fürsorge, Mut, Schöpfertum. Der Gegenspieler Gottes, der Teufel, möchte diese Eigenschaften ins Gegenteil verkehren. Er tut das nicht vordergründig, um dem Menschen zu schaden. Er tut es, um Gott zu demütigen. Denn mit nichts kann man Gott größeren Schmerz bereiten, als wenn man sich am freien Geist seiner Schöpfung Mensch vergreift, mit dem Ziel ihn zu verführen.

Wer aber davon spricht, dass die Würde die "beste geistige Erfindung des Menschen ist", der haut lediglich mit einem Konvolut leerer Worte um sich und hat rein gar nichts begriffen. Auch wenn er in den Bestsellerlisten der Nachrichtenmagazine auf Platz 1 geführt wird.