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Jesu letzte Tage

Lesedauer ca. 8 Minuten

Jesu letzte Tage

11.04.2015 von Bernd Buerschaper (ev.)

Maria salbt Jesus mit kostbarstem Öl ein, und trocknet anschließend seine Füße mit ihrem Haar. Jesus geht nach Jerusalem, und die Menschen bereiten ihm einen triumphalen Empfang. Judas, einer der Jünger, verrät Jesus an die religiösen jüdischen Eiferer. Pitalus, der im Auftrag des römischen Kaisers für Ordnung und Sicherheit im Protektorat verantwortlich ist, kann keine Schuld an Jesus finden und ist dennoch nicht in der Lage und willens, Jesu Todesurteil zu verhindern. Was sind das für Ereignisse, die sich da abgespielt haben? Und was sollen sie uns sagen? Lassen wir die historischen Überlieferungen im Kontext der Prophezeiungen des Alten Testaments noch einmal Revue passieren. Folgen Sie uns!


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Jesu letzte Tage

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Jedes Jahr, wenn der jüdische Kalender den Frühlingsmonat Nisan anzeigt, zur Zeit des ersten Frühlingsvollmondes, steigen in Jerusalem die Feierlichkeiten zum Pessachfest. An jenen Tagen gedenkt das jüdische Volk der Flucht aus der 40-jährigen ägyptischen Sklaverei. Pessach ist einer der höchsten jüdischen Festtage. In den Synagogen und Familien werden die Vorbereitungen getroffen, diesen Tag feierlich zu begehen und Gott JHWH zu danken. So geschah es auch in Jerusalem, der besetzten Stadt. Zu Jesu Zeiten stand sie unter der politischen Verwaltung des Römischen Reiches mit Kaiser Augustus an der Spitze und dem Protektorat des Pilatus. Wegen der bevorstehenden religiösen Feierlichkeiten war die Situation angespannter als sonst. Das galt sowohl für die römischen Besatzer wie auch für die jüdischen Geistlichen. Jesus war sich dessen bewusst. Warum geht er ausgerechnet jetzt nach Jerusalem? Er, der eh schon in Ungnade gefallen war bei den Schriftgelehrten und Pharisäern. Sie warteten nur darauf, ihn wegen angeblicher Gesetzeswidrigkeiten festzunehmen und vor ein Gericht zu stellen. Sie wollen ihn endlich loswerden, diesen Mann, der immer mehr Menschen, Gläubige und Ungläubige, fasziniert. Erst vor wenigen Tagen hat Jesus Lazarus, der schon seit vier Tagen tot war, zum Leben erweckt. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Land, natürlich auch in Jerusalem. Wieder so ein Wunder gegen alle Vernunft! Mit wem ist dieser Jesus im Bunde, so fragten sich die jüdischen Gesetzeslehrer. Und, wie können wir ihn habhaft werden, ehe er noch mehr Unruhe stiftet?

Zwei Tage vor dem Pessachfest zieht Jesus, auf einem Eselsfüllen sitzend, die Straße nach Jerusalem hinauf. Er kommt nicht heimlich des Nachts, wie ein Dieb, der etwas zu verbergen hat. Links und rechts stehen die Menschen und jubeln ihm wie einem König zu. Sie kommen herbei geeilt und legen ihre Kleider und Palmzweige auf den Weg, um Jesus auf diese Weise zu ehren. Und Jesus läßt es geschehen. Er läßt es geschehen, weil er weiß, dass es die Propheten so vorausgesagt haben. Und Jesus weiß auch, dass das Wort des Propheten Sacharjas vollständig erfüllt sein muss.

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. [Sacharja 9,9]

Einzug in Jerusalem

Jesu Einzug in Jerusalem

 

Derweil laufen in Jerusalem die Vorbereitungen zum Fest auf Hochtouren. Der fröhliche Tumult, der mit dem Einzug Jesu nach Jerusalem verbunden war, hat sich herumgesprochen. In den Synagogen bespricht man sich bereits. "Ausgerechnet zum Pessach wagt er es, in die Stadt zu kommen! Was sollen wir tun?" so fragen sich die Gesetzeslehrer. Die Antwort ist schnell gefunden.

Da versammelten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten im Volk in den Palast des Hohenpriesters, der da hieß Kaiphas, und hielten Rat, wie sie Jesus mit List griffen und töteten. Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volk! [Mathäus 26, 6-13]

Mit dem festlichen Einzug in Jerusalem begann für Jesus der Leidensweg, an dessen Ende seine Kreuzigung stand. Fast alles, was von nun an geschah, stand im Zeichen der Erfüllung der prophetischen Schriften und geschah zur Ehre Gottes Jehova. Einige dieser Zeichen erfüllte Jesus selbst, um der Erfüllung der Schrift zu genügen. Viele andere geschahen unabhängig von Jesu zutun, weil es Gottes Vorhersehung war und sie deshalb geschehen mussten.

Rückblende: Jesu letzte "private" Stunden

Jesu letzte Tage vor der Kreuzigung waren geprägt von inniger Vertrautheit, die er mit seinen Freunden pflegte. Bei einer dieser Gelegenheiten saßen sie beieinander, Jesus, seine Jünger sowie auch Martha und Maria.

Sechs Tage vor Ostern kam Jesus gen Bethanien, da Lazarus war, der Verstorbene, welchen Jesus auferweckt hatte von den Toten. Daselbst machten sie ihm ein Abendmahl, und Martha diente; Lazarus aber war deren einer, die mit ihm zu Tische saßen. Da nahm Maria ein Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe. [...] Warum ist diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Groschen und den Armen gegeben? [...] Da sprach Jesus: Laß sie in Frieden! Solches hat sie behalten zum Tage meines Begräbnisses. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.

Der größte Schmuck einer Frau sind ihre Haare. Jede Frau wünscht sich schöne Haare, weil die Haare - für alle sichtbar - am meisten dem Selbstverständnis einer Frau entsprechen. Jede Frau achtet auf ihr Haar und pflegt es. Aber Maria trocknet mit ihren Haaren Jesu Füße!? Hinter Marias Handlung steckt eine Symbolkraft höchsten Ausmaßes, die sich mit Worten nicht beschreiben lässt. Es ist ein Zeichen höchster Demut und Liebe. Maria wollte Jesus das Beste zu tun, das ihr möglich war. Das kostbarste Öl schien ihr gerade gut genug, um Jesus zu salben. Das, was sie tat, entsprang einer tiefen inneren Überzeugung, ganz ihrem Herzen folgend. Dass es Jesu Todensalbung war, ahnte sie freilich nicht; und das sie mit der Salbung das Wort der Propheten, das 600 Jahre vorher ausgesprochen und niedergeschrieben wurde, erfüllt werden sollte, wohl auch nicht.

[...] es wird ein Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr sein. [Daniel 9, 25,26]

An diesem Tag prophezeite Jesus, wo immer man das Osterevangelium predigen würde, da wird man auch Marias fürsorglicher, liebevoller und demütiger Tat gedenken!

Jesu Salbung durch Maria kann als erste Station auf Jesu Leidensweg hin zur Kreuzigung bezeichnet werden. Nun, nach Jesu Auferstehung war dieselbe Maria der erste Mensch, dem sich der lebendige Jesus offenbarte. Somit hat sich der Kreis geschlossen.

Maria trocknet Jesu Fuesse

Maria trocknet Jesu Füße mit ihrem Haar

 

Am Tag des Pessachfestes, fragten seine Jünger Jesus, wo sie das Pessachlamm essen werden.

Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, daß wir hingehen und bereiten, daß du das Pessachlamm essest? Und er sandte seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folget ihm nach, und wo er eingeht, da sprechet zu dem Hauswirt: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Pessachlamm esse mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und bereit ist; daselbst richtet für uns zu. Und die Jünger gingen aus und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm.

Das Festmahl, das Jesus mit seinen Jüngern zu Ehren des Pessachfestes feiern wollte, fand in einem sehr festlichen Rahmen statt. Die Evangelien berichten von geplosterten Stühlen in einem großen, ausgestatteten Festsaal. Wie vorher Jesu Salbung, fand diese letzte Zusammenkunft der zwölf Jünger vor dem Tod ihres Meisters ebenfalls in einem sehr persönlichen Rahmen statt. Jesus nutzte die Begegnung, um seine Jünger auf die unmittelbar bevorstehenden Ereignisse vorzubreiten. Allein sie verstanden seine Worte und Andeutungen nicht, oder wenigstens konnten sie nicht einordnen. Erst später, im Nachgang der Ereignisse, erinnerten sich die Jünger Stück für Stück an das, was Jesu zu ihnen gesprochen hatte. Dann erst begriffen sie seine Worte in ihrer ganzen Bedeutung. Die vier Evangelien der Bibel berichten sehr detailiert und übereinstimmend von den Gesprächen während des Abendmahls, und es wird deutlich, dass Jesus von dem Verrat, den sein Jünger Judas Ischariot vor hatte, wußte. Es hätte nur eines Wortes von Jesu bedurft, und das Vorhaben wäre unter den anderen Jüngern öffentlich geworden. Aber Jesus war sich bewußt, dass die Zeit seiner Bestimmung herangekommen war. Für ihn stand es außer Frage, den Willen seines Vaters Jehova im Himmel zu erfüllen.

Nach dem Pessachmahl ging Jesus mit seinen Jüngern nach Gethsemane. Dort war ein großer, schöner Garten. Die Nacht war bereits angebrochen. Der Vollmond tauchte den Garten in ein helles Zwielicht. Jesus nahm drei der Jünger mit sich, und bat sie, mit ihm zu beten. Jesus befand sich in einer großen innerlichen Unruhe, geplagt von Ängsten. Das Gebet an seinen Vater im Himmel war voller Verzweiflung und Todesangst, auf das, was ihm in den nächsten Stunden bevorstehen sollte. Er bat seinen Vater, wenn es nur irgend möglich wäre, die bevorstehenden Geschehnisse abzuwenden. Die Jünger, die mit ihm beten sollten, fand er nach kurzer Zeit schlafend. Jesus war in diesen schweren Stunden allein! Noch in derselben Nacht, gegen Morgen, wurde Jesus gefangen genommen.

Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölf einer, und mit ihm eine große Schar, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volks. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den greifet. Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Gegrüßet seist du, Rabbi! und küßte ihn. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du gekommen? Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesus und griffen ihn. Und siehe, einer aus denen, die mit Jesus waren, reckte die Hand aus und zog sein Schwert aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm; Stecke dein Schwert an seinen Ort! denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel? Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also geschehen! [Mathäus 26, 47-54]

Jesus vor dem Hohenpriesterlichen Rat

Nach der Gefangennahme wurde Jesus vor den jüdischen Hohenpriester Kaiphas und die Ältesten des Volkes geführt. Sie berieten, wie mit Jesus weiter verfahren werden sollte. Aber diesmal wollten sie Nägel mit Köpfen machen. Praktisch stand das Urteil aber schon vorher fest, nämlich schuldig. Aber sie fanden nichts an Jesus, das ein Todesurteil rechtfertigen würde. Dann fragte der Hohenpriester Jesus:

Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch ich sage euch: Von nun an wird's geschehen, daß ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiteres Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört. Was dünkt euch? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig. [Mathäus 26, 63-66]

Auf Gotteslästerung steht nach dem jüdischen Gesetz der Tod. Was gibt es da noch für Fragen? Das religiöse Urteil war gesprochen. Weil aber die jüdischen Religionsführer unter der römischen Besatzung keine Vollmacht hatten, Todesurteile auszusprechen, führten sie Jesus zu Pilatus, der vom römischen Kaiser als Statthalter von Jerusalem eingesetzt war.

Judas bereut den Verrat

Als aber Judas die Folgen seines Verrates sah, bereute er bitterlich.

Da das sah Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum Tode, gereute es ihn, und brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten und sprach: Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe. Sie sprachen: Was geht uns das an? Da siehe du zu! Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hob sich davon, ging hin und erhängte sich selbst. [Mathäus 27,3]

Judas versuchte seine Fehler rückgängig zu machen, allein es war zu spät dafür. Ausgerechnet er, einer aus dem engsten Kreis, hat Jesu verraten. Er, einer der Zwölfe, unterlag der Verführung Satans. An ihm sollte sich festmachen was Jesus sagte:

Zwar des Menschen Sohn geht hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird. Es wäre demselben Menschen besser, daß er nie geboren wäre. [Markus 14,21]

Die 30 Silberlinge, die Judas für den Verrat erhielt, warf er in den Tempel. Und auch hier wurde die Schrift des alten Testaments erfüllt.

Und ich nahm die dreißig Silberlinge und warf sie ins Haus des HERRN. [Sacharja 11,13]

Die Hohenpriester ihrerseits wollten das Blutgeld nicht für religiöse Zwecke einsetzen. Sie nahmen die 30 Silberlinge und kauften ein Stück Land, auf dem verstorbene Pilger beigesetzt werden sollten. Auch dieses Geschehen entspricht der Prophezeihung aus dem Buch Jeremia:

Sie haben genommen dreißig Silberlinge, damit bezahlt war der Verkaufte, welchen sie kauften von den Kindern Israel, und haben sie gegeben um den Töpfersacker, wie mir der HERR befohlen hat.

Die Machtlosigkeit des Römischen Machthabers

Die Akte Jesus lag nun in den Händen der römischen Besatzer in Person des Prokurators (Landpfleger) über Jersusalem - Pilatus. Jesus wurde Pilatus vorgeführt. Pilatus befragte Jesus hinsichtlich der Anschuldigungen der Hohenpriester.

Bist du der Juden König? Jesus aber sprach zu ihm: Du selbst sagst es. Und da er verklagt ward von den Hohenpriestern und Ältesten, antwortete er nicht. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen? Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, also daß der Landpfleger sich verwundert. [Mathäus 27, 11-14]

Pilatus stand Jesus ohne Vorbehalte gegenüber. Ja, man kann sogar soweit gehen, zu sagen, dass Pilatus Symphatien für Jesus hatte. Ihm lag nichts an einer Verurteilung, auch fand er keinen Grund dafür. Pilatus Meinung über Jesus wurde noch bestärkt durch eine Botschaft seiner Frau. Sie enthielt versteckt eine Warnung:

Und da er auf dem Richtstuhl saß, schickte sein Weib zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel erlitten im Traum seinetwegen. [Mathäus 27, 19]

Angetrieben von einem Albtraum, der möglicherweise die Schrecken und Qualen der nächsten Stunden vorwegnahm, bezeichnet Pilatus' Frau Jesus als einen Gerechten! Die Wunder und Zeichen die Jesu tat, waren auch an ihr Ohr gedrungen. Denn jeder bekam irgendwie und irgendwann davon Kenntnis.

Auf der anderen Seite war sich Pilatus bewußt, dass durch den "Fall Jesus" eine Gefahr für die öffentliche Ordnung bestand, als deren oberster Hüter er vom römischen Kaiser eingesetzt war. Denn die Situation auf dem Platz vor dem Gerichtsgebäude spitzte sich weiter zu. Angetrieben von den Hohepriestern schrie das Volk gegen Jesus. Pilatus sah sich gezwungen zu handeln, auch weil die Hohenpriester ihn massiv unter Druck setzten:

Die Juden aber schrieen und sprachen: Läßt du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist wider den Kaiser. [Johannes 19, 12]

Noch ein letztes mal fragte Pilatus geradezu beschwörend, was Jesus Übles getan hätte?

Sie schrieen aber noch mehr und sprachen: Laß ihn kreuzigen! Da aber Pilatus sah, daß er nichts schaffte, sondern daß ein viel größer Getümmel ward, nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten, sehet ihr zu! Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.

Jesu und Pilatus

Jesu vor Pilatus

 

"Ich wasche meine Hände in Unschuld!" dieser bis heute oft gebrauchte Ausspruch des Pilatus' steht im Gegensatz zu dem Spruch des jüdischen Mobbs und ihrer Eiferer:

"Sein Blut komme über uns und unsere Kinder" [Mathäus 27, 25].

Damit ist auch das Spannungsfeld beschrieben, in der die Gerichtsverhandlung über Jesu stattfand. Pilatus hat das ihm scheinbar Mögliche getan, um Jesu Verurteilung zum Tod zu verhindern. Aber letztlich war Pilatus seine eigene gesellschaftliche Stellung und die Wahrung von Ordnung und Sicherheit im dem ihm unterstellten Protektorat wichtiger, als sich für Wahrheit und Gerechtigkeit einzusetzen. Ganz so, wie wir es auch heute erleben, auch oft an uns selbst.

Verurteilung und Kreuzigung

Durch das Urteil des Pilatus war Jesus' Schicksal besiegelt. Noch am selben Tag wurde Jesus gekreuzigt. Zu Jesu Todesstunde verdunkelte sich die Sonne und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Hälften von oben bis unten durch. Beide Ereignisse zeigen an, in welch Trauer und Schmerz Gott Jehova und die himmlischen Heerscharen erstarrten. Und auf Erden geschah ein Erdbeben. Ein römischer Offizier, der die Kreuzigung miterlebte, erschrak sehr und sprach:

Wahrlich dieser ist Gottes Sohn gewesen! [Mathäus 27, 54]

Die Menschen heute sagen: Es ist keine Sonnenfinsternis aus jener Zeit bekannt. Es ist also alles erfunden.

Auferstehung

Drei trostlose Tage waren seit Jesu Kreuzigung vergangen. Am frühen Morgen des dritten Tages machten sich die trauernden Frauen auf den Weg zu Jesu Grab. Zu ihrer Überraschung war das Grab geöffnet. Ein Engel stand da und sprach zu den Frauen.

Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, da der HERR gelegen hat. Und gehet eilend hin und sagt es seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. [Matthäus 28, 5-7]

Das Ende, das den Neuanfang markiert

Das zeitliche Zusammentreffen des alten jüdischen Festes Pessach sowie dem Tod und der Auferstehung Jesu ist kein Zufall, sondern sie stehen in direkter Beziehung zueinander. Mit Pessach feiern die Juden, also das Volk, mit dem Gott Jehova einst einen ewigen Bund geschlossen hat, die Befreiung aus der Ägyptischen Sklaverei. Dagegen symbolisiert der Tod und die Auferstehung Jesu die Befreiung der Menschen aller Völker aus der Unterdrückung, der geistigen Knechtschaft und der Unfreiheit (Sklaverei) von der Sünde. Mit Jesu Auferstehung wird also der Grundstein gelegt, der später in der Pfingstbotschaft die Vollendung findet; nämlich: Gott erweitert seinen Segen auf alle Völker und Nationen. So gesehen wird durch das zeitliche Aufeinandertreffen von Pessach und der Auferstehung Jesu eine große Symbolik deutlich. Sie symbolisiert den Willen Gottes, sich mit seiner Schöpfung zu versöhnen!

In mehreren Überlieferungen des Alten und Neuen Testaments klingt es bereits an, dass Gott keinen Unterschied zwischen Menschen unterschiedlicher Völker macht, wenn sich Menschen mit suchendem Herzen an ihn wenden. Das Buch Ruth erzählt so eine Geschichte (siehe auch unsere Geschichte von Noomi und Rut). Hier bekennt sich die Moabiterin Ruth, angespornt durch die gütige Liebe ihrer jüdischen Schwiegermutter Noomi zu Gott Jehova. Und so wird aus einer verachteten Moabiterin die Mutter des Obed, dem Großvater Davids, König von Israel. Jesus ist also mit Ruth, die aus dem von den Juden verachteten Volk der Moabiter abstammt, in direkter Linie verwandt. Gott Jehova schaut nicht auf die Abstammung eines Menschen, sondern einzig auf die innere Bereitschaft Gott zu lieben und sich zu ihm zu bekennen. Das hat auch Jesus eindrücklich bestätig, indem er über seinen Tod am Kreuz sagt:

Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.

Würden wir Jesus heute fragen, warum das alles geschehen musste, würde er wahrscheinlich sagen:

"Weil ich euch liebe und nicht will, dass auch nur Einer verloren geht!"