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Czesława Kwoka No. 26947

Lesedauer 1 Minuten

Heute ist Frühlingsanfang. In einer Woche ist Ostern. Die Supermärkte überschlagen sich mit preiswerten Sonderangeboten. Hunderttausende Deutschen packen ihre Koffer, um in den warmen Süden zu fliegen. Die daheim gebliebenen stöhnen, weil es noch einmal geschneit hat. Will es denn nicht endlich Frühling werden? Derlei Dinge waren Czesława Kwoka (†14) in ihrem kurzen Leben nicht beschieden.

Text: (C) Planet-Glauben (ev.)
Foto: Auschwitz Foundation 21.03.2018


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Czesława Kwoka No. 2694726947

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Czesława Kwoka lebte in Polen. Ihr Vater starb, als sie noch ganz klein war. Es war das Jahr 1942. Im Rahmen einer "Säuberungsaktion" durchkämmte die SS auch ihren Wohnort. Aufgrund ihrer sozialen Herkunft landete sie in der niedrigsten Auswahlkategorie IV, der letzten. Von nun an war ihr "Lebens"weg vorgezeichnet.

Nach der Festnahme brachte ein LKW sie in das Vernichtungslager Auschwitz. Als erstes schor man ihr die Haare kurz. Man tat dies auf die erniedrigendste Art und Weise, indem man ihr Haar regelrecht zerhackte. An ihrem "neuen" Haarschnitt wurde ersichtlich, was die SS von diesem Menschen noch hielt. Nichts! Freigegeben zum Tod.

Im "Foto-Atelier" der SS herrschte reges Treiben. Namen und Nummern wurden aufgerufen. Das polnische Mädchen verstand nicht, was die deutschen Aufseherinnen da riefen. Als Czesława Kwoka den deutschen Anweisungen nicht folge leistete, schlug sie eine Aufseherin mit dem Stock ins Gesicht. Ihre Wunde an der Lippe rührt von dieser Verletzung. Der polnische Fotograf Wilhelm Brasse, selbst Häftling, sagt Jahrzehnte später:

"Ich hätte ihr so gern geholfen, aber ich konnte es nicht!"

Für was und für wen wurde das Foto aufgenommen? Wahrscheinlich war es nur die deutsche Gründlichkeit, um alles für den Endsieg zu dokumentieren. Der Endsieg kam nicht. Aber das Foto existiert. Es ist eine stumme Erinnerung an Czesława Kwoka. Es ist eine Erinnerung, die uns heute noch das Herz bricht. Was wir erkennen, ist ein kleines Mädchen mit zerrissenen Haaren. Ihr Blick, der Ausdruck ihrer Augen, trifft uns mitten ins Herz. Zuerst erkennen wir ihre Verzweiflung, dann die Traurigkeit, dann die Wut und schließlich den Mut. Wie ergeht es uns? Uns bleibt nur die Resignation. Es ist die gleiche Resignation, die der Fotograf geschildert hat. Wir würden so gern helfen, auch 75 Jahre später noch. Aber wir können ihr nicht helfen.

Vor 75 Jahren starb Czesława Kwoka im Vernichtungslager Auschwitz im Alter von nur 14 Jahren.


siehe auch:

Neue Generation Ravensbrück - Fotogalerie von (C) Planet-Glauben