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Ist Religion (nur) Privatsache?

Eisenacher Gespraech

10.05.2015 Bericht und Fotos Bernd Buerschaper

Unter der sehr guten Gesprächsleitung von Herrn Paul-Josef Raue (Chefredakteur der "Thüringer Allgemeine") fand im Rahmen des Eisenacher Gespräches eine Gesprächsrunde zum Thema "Ist Relegion (nur) Privatsache?" statt.
Es diskutierten folgende Podiumsgäste:

Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaats Thüringen
Prof. Dr. Christoph Kähler, Landesbischof i.R.
Prof. Dr. Christopher Spehr, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Prof. Dr. Michael Germann, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg


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Ist Glauben (nur) Privatsache?

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Entgegen unserer ursprünglichen Absicht, einen ausführlichen Bericht von dieser Veranstaltung zu veröffentlichen, hat sich unser kleines Redaktionsteam nun anders entschieden. Das redaktionelle Grundanliegen dieser Web-Seite ist auf eine konfessionsübergreifende Verbreitung von Gottes Botschaft ausgerichtet, um den Menschen, die sich dafür interessieren, eine Orientierung zu geben, und, wo immer möglich, offene Glaubensfragen zu beantworten. Obwohl das Thema des Nachmittags wie geschaffen gewesen wäre, diesem Anliegen zu folgen, und ihm Auftrieb zu geben, spürten wir wenig davon. Deshalb war diese sehr professoral geprägte Veranstaltung für uns eine große Enttäuschung.

Ministerpräsident Ramelow hat im Rahmen der Veranstaltung noch einmal seine Beweggründe erläutert, weshalb er sich als Christ entschieden hat, den Gottesbezug bei seinem Amtseid wegzulassen. Eines seiner Hauptargumente lautet, dass er aus Rücksicht auf seine jüdischen und muslimischen Freunde auf die Beistandsformel "So wahr mir Gott helfe" verzichtet hat. Nun haben wir gar nichts mehr verstanden! Ist es nicht eines der wesentlichen verbindenden Elemente von Juden, Christen und Muslimen, dass sie denselben Gottesbezug haben? Wir hatten die Gelegenheit Herrn Ramelow während der Veranstaltung auf die offensichtliche Widersprüchlichkeit seiner Argumentation anzusprechen und nachzuhaken. But he was not so amused.

Aber wirklich nachdenklich machte uns etwas anderes, nämlich die von uns so empfundene professoral, theologisch-theoretisch geprägte Sprachlosigkeit der anderen Podiumsteilnehmer. Wenn man sich vorstellt, dass im Publikum Menschen saßen, die mit Religion wenig im Sinn haben, dann stellt sich die Frage, mit welchem Eindruck jene die Veranstaltung verlassen haben; so geschehen im Kernschatten der Wartburg! Man wünschte sich, dass 500 Jahre nach Luther wieder der Eine käme, der die EKD entstaubt und durcheinander wirbelt. Die totale Trennung von Kirche und Staat, die manche als Schreckgespenst und christliches Untergangsszenario ansehen, würde - im Gegenteil - wahrscheinlich eine befreiende theologische Wirkung entfalten.

In uns verstärkt sich der Eindruck, dass es die EKD jedem recht machen will, und dadurch am Ende niemanden mehr recht machen kann. Beliebigkeit macht sich Raum, oder, wie an diesem Abend geschehen, die theologisch-theoretische Filettierung der christlichen Sendungsbotschaft. Und so definiert die EKD die Benchmarks ihrer Leistungsfähigkeit gleich selbst, damit sie am Ende auch etwas ausweisen kann.

Ganz am Ende der Veranstaltung lieferte eine ältere Dame einen interessanten Beitrag zum Thema des Abends. Sinngemäß und natürlich mit dem gebührlich-typischen DDR-Stolz sagte sie: "Der Heilige Geist hat in der Zeit des politischen Umbruchs in der DDR seine Wirkung entfaltet, und das wird er auch weiter tun." Ja, da hat sie nicht unrecht. Trotzdem wäre es wünschenswert, die christliche Sendungsbotschaft nicht so unter die Räder kommen zu lassen, wie an diesem Nachmittag geschehen.

Gern hätten wir der älteren Dame noch zugerufen:

"Der Heilige Geist kommt, aber er kommt selten ungerufen...!"


Der Autor lebt seit 50 Jahren in Thüringen.