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Die Götter tanzen wieder!
Wie halten es Christen mit dem Fasching?

"Die Götter tanzen wieder!" So titelte es die international renomierte Tageszeitung FAZ in einem Artikel zum Start in die närrischen Tage. Auch wir sitzen gerade an einem Beitrag zum Thema Fasching. "Wie halten es Christen mit dem Fasching?" so heißt die Überschrift unseres Beitrages. Beide Überschriften haben mehr miteinander zu tun, als man glauben mag.

08.02.2016 Layout und Bericht von Bernd Buerschaper


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Die Götter tanzen wieder!
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In diesen Tagen strebt die sogenannte närrische Zeit wieder ihrem Höhepunkt entgegen. Allerorten finden Faschingsveranstaltungen statt: im Rathaus, in der Schule, in Gaststätten, in Alten- und Pflegeeinrichtungen und auch in christlichen Kindergärten. Die Menschen verkleiden sich. Vom Jeti-Ritter über den Clown bis zum obligatorischen Teufelskostüm und der Verkleidung als Nonne ist alles dabei. Hexendarstellungen mit ganzen Hexenumzügen werden immer beliebter. Die Guggenmusik (auch Halloween) haben sich in den letzten Jahren weit über die Grenzen ihres Ursprunges ausgebreitet. Es scheint, als bestünde ein großer Bedarf nach Maskerade im Volk. Und zu unserer Überraschung steht heute in der Lokalzeitung, dass Fasching vom Ursprung her ein christliches Fest ist. Nun sind wir platt!

Wie halten es Christen mit dem Fasching?

Wer diese Fragen stellt, muss sich im Klaren sein, dass man sich damit richtig in die Nesseln setzen kann. Denn: Fasching gehört zum ausgesprochenen Kulturgut der Deutschen! Fasching trägt bis an die Pforten der Kirchen und sogar in die Kirchen hinein. Wer an Fasching rüttelt, der rüttelt zugleich an der abendländischen Kultur. Wer den Fasching hinterfragt, kann doch eigentlich nur ein einsamer Mießmacher oder religiöser Extremist sein. Wir nutzen die Meinungsfreiheit in diesem Land und gehen auf Antwortsuche. Und um eine Orientierung zu erhalten, stellen wir eine weitere Frage:

Kann man sich Jesus auf einer Faschingssitzung vorstellen, vielleicht noch kostümiert?

Jesus und seine Jünger waren alles andere als Trauerklöße. Die meiste Zeit waren sie missionarisch in Galiläa unterwegs und deshalb oft auf Einladungen fremder Gastgeber angewiesen. Wären die 13 Männer langweilige, traurige, religiöse Gesellen gewesen, dann hätte sich das schnell herum gesprochen und niemand wollte mit ihnen etwas zu tun haben. Aber dem war offensichtlich nicht so. Die Menschen rissen sich darum, die Bekanntschaft mit Jesu und seinen Jüngern zu machen. Jesus wurde auch zu besonderen Feierlichkeiten eingeladen. Dort gab es Essen und Trinken vom Feinsten. Einmal war der Wein alle, da machte Jesus aus Wasser Wein. Es war Wein von allerbester Güte, wie es der Gastwirt feststellte. Asketen mit saurem Gesicht waren die 13 Männer wirklich nicht!

Kann man sich Jesus auf einer Faschingssitzung vorstellen, vielleicht noch kostümiert?

Man braucht eigentlich keine Sekunde nachzudenken, um die Frage zu beantworten. Nein, beim besten Willen, das ist undenkbar. Warum können wir uns Jesus und seine Jünger einfach nicht auf einer Faschingssitzung vorstellen? Wir geben die Frage zunächst einmal an sie weiter. Wir vertrauen darauf, dass die eigene Beschäftigung mit der Frage in einem jeden von uns eine enorme Entwicklung frei setzen wird.


"Die Götter tanzen wieder!" so titelte es die FAZ, und sie nimmt damit Bezug auf das, worin der eigentliche Ursprung des Faschings liegt: im Aberglauben des Volkes und der Abwendung von Gott. Das ist der Hauptgrund, weshalb Fasching für Jesus schlicht nicht vorstellbar ist! Jesus weiß, dass sich das Antlitz Gottes in jedem Menschen widerspiegelt. Die Bibel berichtet bereits auf der ersten Seite, dass der Mensch selbst ein Abbild Gottes ist. Jesus sieht dieses Abbild verletzt, wenn wir uns bemalen, verkleiden, tätowieren und piercen.

Besonders den Kindern sollte unsere Aufmerksamkeit und Fürsorge gelten, mit einer besonderen Vorbildfunktion der Eltern. Aber wir verdrängen es weitestgehend, unsere Kinder in die Schönheit des Glaubens einzuführen. Als Hauptgrund wird meist auf das Alter der Kinder verwiesen, nach dem Motto, für den Glauben noch zu jung. Andererseits scheuen wir keine Aufwendung, um bereits in der Kindergruppe "die Götter tanzen zu lassen". Als Folge verschlingen unsere Kinder mit Begeisterung die Geschichten von den Zauberern und Magieren aus den Harry Potter Romanen, und die Kinotrilogie "Herr der Ringe" mit den Erlebnissen aus den "Zwischenwelten" führen zu reißenden Kino- und DVD-Umsätzen. Kaum eine DVD verkauft sich bei Amazon so gut wie dieser Film. Wir knüpfen also nahtlos an, an die germanischen Kulte unserer Vor- Vorfahren.


Foto: TV-Bild Bayerischer Rundfunk

Aus der Prunksitzung des fränkischen Karneval

Was wir bei den Jüngsten beobachten, hat auch für die Alten in unserer Gesellschaft Gültigkeit. Es gibt in Deutschland kein Alten- und Pflegeheim ohne zünftige Faschingsfeier. Die Menschen, die dort die letzten Tage ihres Lebens verbringen, setzen noch einmal die bunte Kappe und Pappnase auf und lassen die Götter hoch leben. Selbst demente Menschen werden verkleidet, mit dem erläuternden Hinweis der Heimleitung, dass sich so noch einmal ein Fenster zur Jugend öffnen ließe. Hier wird die Misere vielleicht am deutlichsten. Das Fenster zur Jugend besteht nicht in den Erkenntnissen und Erfahrungen des Glaubens, sondern im "Helau" des Faschings. Ist das nicht schade und betrüblich?

Das Antlitz Gottes spiegelt sich in der Würde jeder Person

so sagte es Papst Benedikt XVI einmal in einer Predigt. Wie lässt sich das mit Fasching vereinbaren? Fasching ist geschaffen, diesen Anspruch in das Gegenteil zu verkehren. Fasching, da kann man schon mal fremd turteln, über Frauen schale Witze reißen, Männer und Politiker lächerlich machen, und, und, und. Fasching, das heißt noch einmal richtig völlen bevor wir uns im EKD-Fastenmarathon "7 Wochen ohne ..." ergeben.

Übrigens: Der EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm saß als Ehrengast in der Prunksitzung des fränkischen Karneval (siehe Foto).