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Trendig, Trendig ...

Das Hover-Board - es ist der neueste Schrei in der Spaßwelt. Man stellt sich auf das Board, der Elektromotor springt an, und schon kann man sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 kmh auf ebenen, glatten Flächen fortbewegen. Besonders geeignet sind die Hover-Boards für die Benutzung in großen Hallen, langen Bürogängen, und Fußgängerpromenaden. Ein amerikanischer Pastor fragte sich, warum soll man nicht einmal eine Predigt auf den Hover-Board halten?

15.01.2016 von Bernd Buerschaper


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Auch ein amerikanischer Pastor dachte sich, warum nicht einmal einer Predigt neuen Schwung auf dem Hover-Board verleihen? Und so pendelte er zum Spaß seiner Gemeinde im Altarraum und zwischen den Sitzreihen hin und her und hielt seine Sonntagspredigt. Das ganze Treiben wurde, wie heute üblich, ins Internet gestellt. Von da aus verbreitete sich das Video mit vielen "Likes" weltweit.

Im Bischofsamt des Pastors fand man die Innovation nicht so amüsant. Die Verkündigung solle doch bitte nicht zur Spaßaktion verkommen.

Ein TV-Sender berichtete von diesem Vorfall. Der Bericht endet mit dem Satz. "Bei so viel Humorlosigkeit muss sich die Kirche nicht wundern, wenn immer mehr Leute aus der Kirche austreten." So einen haben wir schon hunderte Male gehört. Bloß stimmt er auch?

Die Hoverboard-Predigt wirft erneut die uralten Fragen auf: Wie soll Verkündigung aussehen, bzw. wie sollen die Kirchen und Religionsgemeinschaften auf die Menschen zugehen?

Ein kürzlich in einer großen deutschen Tageszeitung erschienener Artikel macht das Dilemma der christlichen Verkündigung in wenigen Worten deutlich:

"Alle pluralen, offenen Gegenwartsgesellschaften sind geprägt durch das Spannungsverhältnis zwischen Religion und dem Säkularismus der Moderne."

Dabei ist das Spannungsverhältnis nicht allein auf Religion und den Säkularismus der Moderne beschränkt. Ohne Zweifel können wir das Wort "Religion" auch durch das Wort "Gott" ersetzen. Aber wodurch ist der so genannte Säkularismus der Moderne eigentlich geprägt?

An erster Stelle steht die Abwendung von Gott, und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber müssen wir dann den Beginn der Moderne nicht eigentlich in die Zeit von Mose zurückverlegen?

Wenn wir beim hier und jetzt bleiben, dann beginnt das Dilemma bereits im Kindesalter. Für die Eltern steht die frühkindliche Entwicklung ihrer Kinder im Fordergrund. Sie müssen Sprachen lernen, Musikinstrumente beherrschen, Förderkurse besuchen, im Sportverein die Fitness entwickeln usw.. Selbst die Essgewohnheiten der Kinder werden kontrolliert. Das alles hält die Gesellschaft für immens wichtig. Denn jeder weiß; die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung eines Menschen besonders wichtig. Das gilt aber auch für die Vermittlung religiöser Grundwerte im Verhältnis zu unserem Gott! Bloß hält sich kaum jemand daran. Was wir unseren Kindern nicht beibringen, sind die Überlieferungen unseres Glaubens, unserer Religion, die in den Geschichten der Bibel so bunt und vielfältig manifestiert sind. Dabei fordert Gott uns eindringlich dazu auf:

Und du sollst den HERRN, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden ...

5. Mose 6

"Gebieten", "zu Herzen nehmen" und "Einschärfen", diese Worte der Eindringlichkeit benutzt Gott. Da alle drei Religionen (gemeint sind die jüdische, christliche und muslimische) an denselben Gott glauben und derselbe Gott die o.g. Worte in ähnlicher Weise an alle drei Religionen gerichtet hat, ist hier eine Völker umspannende Gemeinsamkeit unverkennbar. Gegner des Glaubens leiten daraus einen grundlegenden Fundamentalismus ab, der allen Religionen gleich ist. Aber Fundamentalismus ist das falsche Wort. Denn Gott lässt jeden Menschen die Freiheit einer eigenen selbstbestimmten Entscheidung. Ebenso wendet Gott keine Gewalt an, um seine Herrschaft darzustellen, auszubauen und überhaupt zu rechtfertigen.

Nur im total verkitschten Weihnachtsfest findet der christliche Glaube noch in der breiten Öffentlichkeit statt. Es gibt nicht wenige die sagen: "So, wie wir das Fest feiern, und damit ist nicht einmal die Konsumorgie gemeint, schadet es mehr als es nützt." Wir erzählen die Geburt Jesu wie ein Märchen, und müssen uns dann nicht wundern, wenn es von den Menschen als Märchen wahrgenommen wird. Diese allgemeine Zustandsbeschreibung der Mensch-Gott Beziehung mündet in einer sich selbstverstärkenden Entwicklung. Diese führt dazu, dass scheinbar mit jeder neuen Generation die Bindung zu Gott verloren geht. In diesen leeren Raum hinein soll nun Verkündigung erfolgen. Das ist schwierig!

Niederschwellige Verkündigung

Aufgrund der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen in Bezug auf den christlichen Glauben haben die PR-Strategen der beiden großen Kirchen (ev. und kath.) eine Worthülse geschaffen: "Niederschwellige Verkündigung". Das heißt, die Verkündigung in den Medien (TV und Radio) soll so erfolgen, dass Menschen, die wenig bis gar nichts mit dem christlichen Glauben verbindet, den Sender (und das Gehirn) nicht ab- oder umschalten. Obwohl die beiden großen Kirchen ein Monopol auf christliche Verkündigung in den Medien besitzen, ist offenkundig, dass diese Strategie nur wenig bzw. gar keinen Erfolg zeigt.

Zunehmend bleibt die "niederschwellige Verkündigung" nicht nur auf die Arbeit in den Medien beschränkt. Sie findet ihre Fortsetzung in den Sonntagsgottesdiensten dieser Kirchen. Der Verkündigungs- und "Forschungsauftrag", den Jesus uns gegeben hat, wird immer öfter bis zur Unkenntlichkeit ausgehölt, nur unterbrochen durch eine feststehende Liturgie und unseren herrlichen Kirchenliedern im Orgelspiel. So hat der Autor dieses Beitrags in 50 Jahren evangelischer Kirchenzugehörigkeit und den Besuch von unendlich vielen Gottesdiensten noch nie eine nachhaltige Auslegung zur Überlieferung der Noah-Geschichte mit der Sintflut (Anmerkung: eine Überlieferung, auf die sich auch Jesus bezogen hat), oder zur Schöpfungsgeschichte gehört. Und zwar einer Auslegung, die nicht nur Fragen und Zweifel aufwirft, sondern die auch welche beantwortet!

Andererseits habe ich mit vielen Pfarrerinnen und Pfarrern gesprochen, die weder an an Noah und die Sintflut glauben konnten, noch an die von einem Wunder begleitete Brotvermehrung bei der Speisung der 5000, und am allerwenigsten an Marias Jungfräulichkeit, um einmal drei Beispiele zu nennen. Wir haben erlebt, dass von elf angehenden Katechetinnen nur eine Einzige an der unbefleckte Jesugeburt festgehalten hat.

Wenn also die Grundpfeiler des christlichen Glaubens in der Ausbildung und Wissensvermittlung des kirchlichen Personals so wenig eine Rolle spielen, dann ist der Niederschwelligkeit in allen Bereichen Tür und Tor geöffnet. Das fatale ist: Viele Menschen, ob gläubig oder nicht, spüren unbewusst diese Divergenzen. Und so geschieht es, dass die Kirche insgesamt an Glaubwürdigkeit verliert, statt sie zu gewinnen.

Jesu Art der Verkündigung

Aber wie sollen wir als Gläubige agieren in der Welt? Wir haben stets eine Orientierung vor Augen, nämlich Jesus. Jesus hatte einen eigenen Kompass, der ohne Zweifel darin Bestand, den Willen seines Vaters im Himmel zu tun und seinen Namen und seine Güte den Menschen bekannt zu machen. Jesus fordert uns auf, es ihm gleich zu tun. Ohne jede Niederschwelligkeit fand Jesus dabei immer sehr einfache und klare Worte, die jeder verstehen konnte, auch wenn sein Bildungsstand gering war. Das sollte auch Orientierung und Ziel unserer eigenen Verkündigung sein.
Niederschwelligkeit - gut möglich, dass Jesus dieses Wort und seine Bedeutung in der Luft zerissen hätte.

Mut zur Verkündigung

Wir von Planet-Glauben machen in Gesprächen immer wieder eine Erfahrung. Entweder wir erhalten Ablehnung, die nach wenigen Worten unmißverständlich erkennbar ist. Oder es passiert folgendes: Zuerst bemerken wir Skepsis und Zurückhaltung. Aber wenn man sachlich und selbstbewusst weiter erzählt und nach außen sichtbar macht, dass alle biblischen Geschichten in einem sehr lebensnahen Kontext stehen, der in seiner Gültigkeit bis in die Jetzt-Zeit hineinreicht, oder wenn wir darstellen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse den biblischen Überlieferungen nie vor, sondern immer nacheilen, wandelt sich das Gespräch. Dann wird sehr häufig zusätzliches Interesse spürbar mit vielen Nachfragen und sinnreichen Diskussionen. Das macht deutlich: Die Menschen suchen Orientierung und Authentizität. Nein, noch mehr: die Menschen haben Sehnsucht nach Führung!

Wenn Menschen den Mut und das christliche Selbstbewußtsein, dass von der Verkündigung ausgeht, spüren, öffnen sich Türen, die seit langem verschlossenen waren.