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Die zuckersüßen Worte der EKD-Ratsvorsitzenden

Zuckersüße Worte in Talk-Shows statt Erarbeitung und Umsetzung dringendst notwendiger Verkündigungs- und Erneuerungskonzepte für die Gottesgemeinde. Dem Mainstream hinterher laufen, statt die Möglichkeiten und Macht des Schöpfergottes in den Fordergrund stellen. So sieht der traurige Alltag aus, den die EKD-Spitzenfunktionäre seit vielen Jahren vermitteln. Es verwundert wirklich, dass die einzelnen Gliedkirchen der EKD dem Treiben der EKD-Gremien tatenlos zusehen. Sind die Abhängigkeiten in den Leitungsgremien dieser Kirchen so groß, dass Veränderung unmöglich wird? Und wer hat eigentlich das Sagen in der EKD, Gott oder die Abteilung Finanzen "Kirchensteuern"?

01.02.2016 von Bernd Buerschaper (evg.)


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Die süßen Worte der EKD-Ratsvorsitzenden

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In direkter Konsequenz auf die Ereignisse des Holocaust und der z.T. unrühmlichen Rolle der evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalismus haben sich die einzelnen Landeskirchen im Bund der Evangelischen Kirchen Deutschland (EKD) zusammengeschlossen. Das war 1945. Der Rat der EKD ist das Leitungsgremium der ev. Kirchen, dem der EKD-Ratsvorsitzende vorsteht. Die letzten drei EKD-Ratsvorsitzenden waren: Margot Käßmann, Nikolaus Schneider und Heinrich Bedford-Strohm. Meist ist es der Ratsvorsitzende, der zu Talk-Shows eingeladen wird, wo er die demokratische (Dr. Dröge, Berlin-Brandenburg-Oberlausitz) Meinung der ev. Kirchen zum Ausdruck bringt.

Es gehört seit vielen Jahren zur DNA der ev. Kirche, sich zu gesellschaftspolitischen Ereignissen zu äußern. Vom Ursprung her leitet sie das von Luther ab. Die aktuelle Legitimation zum Einmischen bezieht die ev. Kirche aus den unrühmlichen Erfahrungen mit sich selbst während der Zeit des Nationalsozialismus. Zwar weicht sie in diesem Punkt sehr weit vom eigentlichen Verkündigungsauftrag, den Jesus vorgegeben hat, ab. Denn in der Bibel findet man wirklich an keiner Stelle Hinweise auf "Gesellschafts- oder Politikkritik", im Gegenteil. Aber es muss nicht perse obsolet sein, sich zu zeitaktuellen Ereignissen in christlicher Verantwortung zu äußern, auch wenn sich voraussagen lässt, dass die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns sehr groß ist. Nicht umsonst entlässt uns Jesus nicht auf dieses Minenfeld aus Politik und Gesellschaft. Zum Problem wird das Einmischen erst, wenn es zur (An)Gewohnheit wird, wenn die Argumente austauschbar werden, so dass sie von jeden x beliebigen Politiker oder Gewerkschaftler stammen könnten, oder wenn die Argumente in populistischer Art vorgetragen werden, und damit wie ein Feigenblatt wirken. Leider ist dies alles seit Jahren Gang und Gebe im süßen, öffentlichen Argumentationsschwall der EKD-Ratsvorsitzenden, der in abgeschwächter Form allzuoft in den Gottesdiensten seinen Fortgang findet.

Die zuckersüßen Worte der EKD-Ratsvorsitzenden lassen sich an vielen Beispielen belegen. Schauen wir auf den aktuellen Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm. Ausgerechnet in seiner Antrittspredigt (wir warteten auf neue Programmatikentwürfe) hält er es für angebracht, die Reichen der Welt zu kritisieren. Ist es Anmaßung, Dummheit, Arroganz oder Kalkül? In seiner Kritik ist es ihm nicht möglich zu reflektieren, dass das überwiegende Kapital dieser Reichen in Sachwerten, also Firmenwerten gebunden ist, an denen zudem sämtliche Arbeitsplätze dieser Welt hängen. Auch reflektiert er nicht, dass er selbst, dass wir selbst, zu diesen Reichen gehört. Aber es klingt gut, und mit einer Neiddebatte hat man in Deutschland noch nie etwas falsch gemacht.

Im Januar 2016 war Herr Bedford-Strohm als Gesprächsgast zu einer Talk-Show-Runde zum Thema Flüchtlinge bei Anne Will eingeladen. Die Sendung machte auf beklemmende Weise deutlich, auf welch verlorenen Posten Kirche und Verkündigung steht, wenn sie sich auf solche Gesprächsrunden einlässt. Kirche kann so nur verlieren. Um im Wortschwall der Politiker nicht unterzugehen, äußerte sich Herr Bedford-Strohm wie folgt:

Der Billigimport von Hähnchenschenkeln nach Afrika zerstört die Existenzgrundlage der afrikanischen Bauern. So kann man Fluchtursachen nicht bekämpfen.

Anmerkung: Starker Beifall des Publikums.

In einer Art Hilflosigkeit, in diesem Minenfeld aus Macht und Politik, die man Herrn Bedford-Strohm nicht einmal vorwerfen kann, bedient er sich schließlich eines Themas, das populistischer kaum sein kann. Richtig ist, dass mit afrikanischer Kleintierhaltung allenfalls kleine Mikrogemeinden in afrikanischen Dörfern ihre Lebensgrundlage sichern können. Viele Länder Afrikas sind Schwellenländer mit enormen (und sprichwörtlichem) Hunger nach hochwertigen und preiswerten Produkten. Die Städte wachsen durch Migration der eigenen Landesbevölkerung im Rekordtempo. Der Weg heißt also nicht Importverbot europäischer Hähnchenschenkel, sondern Aufbau einer eigenen konkurrenzfähigen Produktion in Afrika, um der stark wachsenden Bevölkerung vor allem in den Ballungsräumen Nahrung zu geben. Zum Schutz der afrikanischen Erzeuger kann man dann gern über bestimmte Importzölle nachdenken. Nur so lässt sich Armut verringern, nicht durch Pflege der Kleinstbauernwirtschaft, die wir in Europa aus gutem Grund seit 70 Jahren überwunden haben und die höchstens noch in der Disertation von Herrn Bedford-Strohm vorkommt (Dis-Thema: "Vorrang für die Armen. Auf dem Weg zu einer theologischen Theorie der Gerechtigkeit").

Schließlich wollen wir ein drittes Beispiel für das populistische Agieren der EKD benennen. Unter dem EKD-Ratsvorsitz von Herrn Schneider wurde eine Plakat-Kampagne initiiert, die die Ächtung von Lebensmittelspekulationen an den Börsen zum Ziel hatte. Hier gewinnt man den Eindruck, dass die EKD-Gremien die Kontrolle an PR-Agenturen abgetreten haben. Immer wieder versucht die EKD mit solchen Kampagnen, die viel Geld kosten, in der säkularisierten Bevölkerung zu punkten. Richtig ist, dass Absicherungsgeschäfte für landwirtschaftliche Erzeugerprodukte an den weltweiten Terminmärkten ein wichtiges Instrument sind, um sich gegen Mißernten und Umweltkatastrophen abzusichern. Ohne solche Termingeschäfte bekommen landwirtschaftliche Erzeuger oft keine Kredite, oder nur solche mit hohem Zinssatz. Termingeschäfte auf landwirtschaftliche Produkte (z.B. Mais, Kaffee, Rinder, Soja) machen es möglich, dass ein Landwirt bei einer Überschwemmung seiner Felder oder Seuchen nicht als erstes nach Staatshilfen rufen muss. Seit ewigen Zeiten haben sich solche Absicherungsgeschäfte bewährt, noch lange bevor es die ersten Aktien gab. Wohl aber kann man auch hier wieder diskutieren, wie man den Missbrauch solch wichtiger Finanzinstrumente unterbinden kann. Aber zu dieser Differenzierung reicht es im EKD-Rat einfach nicht. Sie ist wahrscheinlich auch nicht gewollt.

Ein viertes und letztes Negativbeispiel der EKD-Arbeit wird ersichtlich, wenn man die Vorbereitung der EKD auf das Lutherjubiläum 2017 analysiert. Schon seit vielen Jahren laufen die Vorbereitungen dafür. Die EKD hat eine mehrköpfige Arbeitsgruppe unter Vorsitz der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Kässmann eingesetzt, um die Jubiläumsfeierlichkeiten zu organisieren. Etliche neue Forschungsarbeiten zum Thema Luther sind in Auftrag gegeben. Der Kirchentag 2017 ist dem Reformationsjubiläum gewidmet. An einigen Kirchen hängen häuserhohe Lutherporträts.

Neuerdings bedient sich die AfD einiger Lutherzitate, um gegen Muslime zu hetzen. Welchen Einfluß will man dieser Kirche auf Gläubige und auf Nichtgläubige noch zubilligen, wenn Luther, der seit über 500 Jahren tot ist, und der auch gern einmal laut gepfurzt und andere Unanständigkeiten gemacht hat, einen Stellenwert erhält, der offensichtlich weit über dem unseres Gottes JHWH (Jehova) steht? Vergebens haben wir im Glaubenslexikon auf der EKD Internetseite nach diesem Gott gesucht. Dort wird unter dem Buchstaben J zwar die Jugendweihe erklärt, nicht aber der Name unseres Schöpfers, der 7000 mal buchstäblich im Alten Testament aufgeführt ist. Bis Luther ihn gestrichen hat und wir seitdem einen Gott ohne Namen haben ...

Es gibt viel, unendlich viel zu tun, auf dem Planeten Glauben.