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Symbolik in Gottes Wort


Foto: Buerschaper

18.08.2016 von Bernd Buerschaper (ev.) und Judith Israel (ev.)

"Wie ein Blitz aus heiterem Himmel ..."

Wer im deutschsprachigen Raum kennt dieses Sprichwort nicht? Es ist angelehnt an die Geschichte der Bekehrung des Saulus in der Apostelgeschichte. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf es Saulus, den Christenverfolger. Diese berühmte Geschichte (Überlieferung), die sich in dem Sprichwort auf ewig verfestigt hat, ist für die EKD Anlass, uns mit neuen Forschungsergebnissen zu konfrontieren. Mit verheerenden Auswirkungen...


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Symbolik in Gottes Wort

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Es ist Sonntagmorgen, 10 Uhr. Gerade hat der Gottesdienst in einer Berliner Kirchgemeinde begonnen. Die Predigt hält diesmal nicht der Pfarrer, sondern ein Gemeindeglied. In einer zweijährigen Wochenendausbildung hat er sich, u.a. im Predigerseminar Meißen, zum Lektor ausbilden lassen und darf jetzt im Gottesdienst predigen. Die Predigt behandelt die Bekehrung des Saulus. Sie dauert lange, sehr lange. Und leider ist sie auch akademisch langatmig. Großen Raum nahm die Frage ein, ob Saulus von einem Lichtstrahl aus dem Himmel getroffen wurde, der zu seiner Erblindung und dadurch zu seiner Bekehrung geführt hat. Am Ende bleibt bei uns vor allem eine Erkenntnis haften, nämlich, dass sich alles ganz anders zugetragen haben muss, damals, auf der Strasse, die nach Damaskus führt, auf der Saulus, der Christenverfolger seinen Weg zog.

Der Evangelist Lukas hat uns die Geschichte des Saulus im Kontext der Apostelgeschichte des Neuen Testaments überliefert. Aber in der modernen ev.-luth. Kirchenexegese sind Überlieferungen nichts weiter als Schall und Rauch. Diesmal also lernten wir, dass es sich wahrscheinlich nur um eine prosaische Ausschmückung des Lukas handelt, und das sich die Bekehrung des Saulus in anderer Weise zugetragen haben muss. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass die Geschichte im Neuen Testament gleich zweimal erzählt wird, Wort für Wort. Ebenso ist es für die EKD belanglos, dass das Sprichwort "Wie ein Blitz aus heiterem Himmel..." aus genau jenen Überlieferungen abgeleitet ist und von hier Eingang in den Sprachschatz des gesamten deutschsprachigen Raumes und darüber hinaus gefunden hat. Es ist, als wolle die ev.-luth. Kirche ihre aufgeklärte Gemeinde nicht mehr widerspruchslos mit den Altherrengeschichten der Bibel konfrontieren. Das Forschen in den theologischen Seminaren scheint dafür zu stehen. Auf diese Weise gewinnt man in der ev.-luth. Kirchenwelt völlig andere Erkenntnisse, als zum Beispiel Jesus selbst. Diese neuen Erkenntnisse werden dann in den innerkirchlichen Fortbildungsseminaren vermittelt. Von da aus erobern sie die Kindergärten, Schulen, Kirchen und Altenheime. Dieses Zündeln mit dem Wort Gottes gehört schon lange zum essentiellen Bestandteil der ev.-luth. Ausbildung, an deren Ende jeder ein bißchen glauben darf was er will. Der ev. Landesbischof von Berlin-Brandenburg, Dr. Dröge, nennt das "Demokratie in der Kirche". Wohin das führt, kann man übrigens auch hervorragend an diversen religiösen Fernsehdokumenationen des ZDF beobachten, die insbesondere an den hohen kirchlichen Feiertagen unter der fachlichen und moderativen Mitwirkung bekannter EKD-Kirchenleute und ev-luth. Kirchentheoretiker (Professoren) ausgestrahlt werden. Am Ende streuen diese Sendungen stets nur Zweifel an Gottes Wort. Aus diesem Grund werden die Sendungsinhalte sehr gern von jenen argumentatorisch genutzt, die dem Glauben ablehnend und sogar feindlich gegenüberstehen. Das ist die Realität in der ev.-luth. Kirche von heute.

Dem Lektor der Sonntagspredigt kann man eigentlich keinen Vorwurf machen. Er hat es in seinem Predigerseminar einfach nicht anders gelernt. Nein, es wird von ihm geradezu erwartet, seine Predigt nach Maßgabe neuester wissenschaftlicher "Erkenntnisse" zu gestalten. Denn welch aufgeklärte, moderne Mensch will am Sonntagmorgen die Geschichte von Himmelserscheinungen hören? Schon morgen früh sitzt der gleiche Mensch im Meeting "Produktentwicklung autonomes Fahren" oder einem anderen der vielen Zukunftsthemen.

All die schönen und wichtigen Ansätze, die uns die Bekehrung des Saulus in der Schilderung aus dem Lukasevangelium bietet, also das, wofür die Geschichte steht, wurde allenfalls am Rande oder gar nicht erwähnt (hier geht es zu einer Textbesprechung von Planet-Glauben.de).

Ist es wirklich so, dass Lukas die Bekehrung des Saulus durch einen Lichtstrahl aus dem Himmel symbolträchtig aufgewertet hat? Wie weit geht die Symolik in Gottes Wort? Diesen Fragen wollen wir hier und jetzt nachgehen.

Szenenwechsel ...

Ich habe Karten für das größte Schlagerfestival Berlins geschenkt bekommen. Zusammen mit 20.000 Besuchern pilgere ich am Sonntagnachmittag bei wunderschönem Sommerwetter auf das Freigelände, um die deutschen Schlagersternchen von Nicole bis Heino zu hören und zu sehen. Dass der Besuch des Festivals zu einer wichtigen Erfahrung werden wird, um die Eindrücke aus dem morgendlichen Gottesdienst einordnen und bewerten zu können, ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Die Schlagerstars wissen sehr genau was ihr Publikum erwartet. Teil dieser Inszenierung ist oft eine eigenartige Mischung aus Frömmigkeit, Spiritismus und Aberglaube. In den Liedern, Moderationen und Interviews greift man gern auf die Symbolkraft des Himmels zurück. Wir haben es oft genug im Fernsehen erlebt, wenn die Schlagerstars bei Carmen Nebel oder bei Florian Silbereisen ihr innerstes nach außen wenden. Erst vor wenigen Tagen beschwörte Schlagerikone Andrea Berg in der Öffentlichkeit die Geisteskraft ihres verstorbenen Vaters. Sie ist davon überzeugt, dass er sie bei ihrem Feuerunfall auf der Bühne vor schlimmeren bewahrt hat. Als Dank ließ sie sich ein Tattoo in Form eines Feuerdrachen stechen. Das Schlagerpublikum ist für solch eine Symbolik sehr empfänglich.

Es fällt auf; sehr viele Besucher des Schlagerfestivals tragen Tattoos oder Piercings am Körper. Auch Schlagerstar Heino hat einen überdimensionalen Totenkopfring auf den Finger gesteckt. An seinem Hals hängt eine große, schwere Kette mit dem gekreuzigten Jesus.

Tattoos und Piercings stellen nicht nur einen Körperschmuck dar. Die allermeisten verbinden damit eine Symbolkraft, die für ihr Leben eine tiefer gehende Bedeutung hat, oder eine Bedeutung gewinnen soll. Ich komme mit einer jungen Frau ins Gespräch. Auf die Frage, was sie sonst macht, antwortet sie geheimnisvoll, dass sie sich als tibetischer Geistlicher ausbilden lässt. Sicher, das ist nur eine Momentaufnahme, eine Zufallsbegegnung. Jedoch, genau so hat es sich ereignet.

Auf der Bühne verabschiedet sich derweil eine Band aus Österreich. Drei eloquente, sehr gut aussehende Männer Ende Zwanzig verbeugen sich. Einer der Volksmusikrocker streckt seine Hand, die er zum Teufelsgruss geformt hat, demonstrativ in den Himmel. Einige Meter von mir entfernt erwidert ein stämmiger Mann im Publikum diesen Gruss. Auf seinem Oberarm ist ein Totenkopf tätowiert. Und wieder und wieder wird von dem Bandleader der Teufelsgruss ins Publikum gesendet. Man muss wissen: Die Symbolik des Teufelsgrußes, war früher ausschließlich Teil der Heavy-Metal Szene. Dort geht sie einher mit Liedtexten, die Gotteslästerungen und Unterweltsverehrung zum Inhalt haben. Längst hat der Teufelsgruß Einzug gehalten in die belle Etage der Schlager- und Volksmusiker bis zu Managern von Weltkonzernen, die ungeniert mit diesen Gruß vor Kameras possieren.

Eines ist jedenfalls deutlich geworden: Hier, beim Schlagerfestival, spielt Symbolik eine große Rolle. Jede Art Symbolik wird begierig aufgegriffen und gepflegt. Es scheint so, dass vielen Menschen Symbolik gut tut.

Braucht Gott, bzw. braucht unser Glaube an diesen einen Gott JHWH Symbole? Wenn wir die Überlieferungen der Bibel lesen, deutet zunächst manches darauf hin. Denn die Bibel scheint von der ersten bis zur letzten Seite durchzogen von symbolhaften Erzählungen. Andererseits ist es doch eigentlich nicht vorstellbar, dass Gott mit Symbolen arbeitet. Wozu? Weshalb? Gott stellt doch seine Glaubwürdigkeit und Möglichkeiten nicht selbst ad adsurdum! Und Jesus hat gesagt: "Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen." Eigentlich braucht es doch nur diesen einen Satz Jesu, um zu erkennen, was es mit der Symbolhaftigkeit auf sich hat. Nämlich, es sind keine Symbole, aber man kann sich Gott nur nähern, wenn man mit der Vertrauensseligkeit und Unbefangenheit eines Kindes an ihn heran tritt.

Gestern traf ich meinen Freund Peter von Jehovas Zeugen. Vom Alter her könnte Peter mein Vater sein. Ich erzählte ihm von dem Gottesdienst. In seiner ruhigen Art sagte er: "Das entscheidende ist doch, ob wir Gott (er sagte Gott Jehova) zutrauen, dass er so etwas kann, wie von Lukas beschrieben, oder nicht. Traust du ihm das zu?" So fragte er mich rhetorisch.

Genau! Das scheint wirklich die alles entscheidende Frage zu sein: Trauen wir das Gott zu? Trauen wir ihm all die Dinge zu, die die Professoren in Tübingen, Jena, Regensburg oder Naumburg zerreden und zerforschen; also die Sintflut, die Teilung des Meeres, die Jungfrauengeburt, die Speisung der Fünftausend, und, und, und ... Man mag es kaum glauben; weit über die Hälfte der ev.-luth. Pastoren und Pastorinnen glauben nicht, dass sich die Sintflut so zugetragen hat, wie in der Bibel beschrieben. Das ist Bemerkenswert, denn Jesus selbst bezieht sich mit eigenen Worten auf diese Geschichte. Und welchen Stand die Jungfrauenempfängnis der Maria in der ev.-luth. Kirche hat, wollen wir gar nicht erst erfragen.

Die ev.-luth. Kirche, diese Funktionärskirche, filettiert jedes Wunder des Himmels, das uns die Bibel erzählt. Sie tut es unter dem Druck einer säkularisierten, scheinbar aufgeklärten Öffentlichkeit. Man wird wütend über die Professoren und Doktoren aus den kirchlichen Fakultäten, die das Wesen und Wirken Gottes scheinbar nicht begriffen haben, und statt dessen mit ihren Forschungsergebnissen die Menschen verunsichern und in die Irre führen.

Dabei sind Gottes Zeichen und Erscheinungen, die von den Professoren als symbolhafte Bildsprache umgedeutet werden, vor allem bei ganz alten und ganz jungen Menschen (Kindern) von Bedeutung. Kinder saugen die biblischen Überlieferungen auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Diese ersten, unverstellten Begegnungen mit Gott graben sich auf immer in ihr Gedächtnis ein. In den letzten Lebensjahren, oft unter der Last von Schwachheit und Demenz, gibt der Schwamm das Wasser an die Alten und Sterbenden zurück. Ihre Augen beginnen zu leuchten, wenn sie die Geschichte von der Bekehrung des Paulus oder Speisung der Fünftausend vorgelesen bekommen. Sie können sich gut erinnern und werden eins mit sich und ihrem Gott!

Fragen wir uns: Trauen wir Gott zu, was die ev.-luth. Kirche als Symbolik, als Ausschmückung bezeichnet? Die Beantwortung dieser Frage wird zum zentralen Element unseres Glaubens. Als Jude, Christ und Moslem wissen wir, dass es nur eine einzige Antwort gibt, die alles Geschwafel und das Stiften von Zweifeln ad adsurdum führt. Wir trauen es Gott zu! Das, wonach die Menschen suchen und greifen -Symbolik- ist bei Gott pure Realität. Symbolik und Realität werden bei Gott eins, damit wir ihn erkennen lernen.

Dieser Kirche, dieser ev.-luth. Kirche, die Luther wie eine heilige Statue, gleichsam als verstaubtes Symbol, vor sich her trägt, trauen ich gar nichts mehr zu. Ihr wende ich den Rücken zu, weinend um die Glaubensbrüder, die dabei zurückgelassen werden.