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Generation Ravensbrück

19.04.2015 Bericht und Fotos Bernd Buerschaper

Wenige Tage vor der endgültigen Kapitulation Hitlerdeutschlands befreite die Rote Armee der Sowjetunion die Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen. Beim Öffnen der Lagertore offenbarte sich den Befreiern ein ungeahntes Ausmaß von Leid und Menschenverachtung. Am Wochende fanden die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestages der Befreiung des Lagers Ravensbrück statt.


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Generation Ravensbrück

Zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Ravensbrück


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Fürstenberg ist ein idyllisches Städtchen 100km nördlich von Berlin gelegen. Von allen Seiten, wie auf einer Insel liegend, wird es von der Havel umspült. Fürstenberg nennt sich deshalb deutsche Wasserstadt. Es ist ein Paradies für Naturfreunde, Wassersportler und gestresste Großstädter aus dem nahen Berlin. Wenn man von Fürstenberg aus in das Dorf Himmelpfort wandert, dann passiert man nach kurzer Wegstrecke (1 km) das ehemalige Konzentrationlager Ravensbrück. Hier errichteten die Nazis das einzige deutsche Konzentrationslager für Frauen und Kinder. Heute fanden hier die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung von Ravensbrück statt.

Es ist Abend geworden in Fürstenberg und Ravensbrück; ein sonniger, warmer Frühlingstag neigt sich dem Ende entgegen. Auch vor 70 Jahren, dem Tag der Befreiung des Lagers Ravensbrück, lag ein Frühlingserwachen in der Luft. Hatten die Insassen des Lagers Ravensbrück im Angesicht des Todes dafür einen Blick? Belegt ist, dass sie im Kampf ums Überleben eine andere Hoffnung hatten. Es hatte sich herumgesprochen, dass die sowjetische Armee unvermittelt auf Berlin zurückte. Im Lager entbrannte ein ungleicher Wettlauf mit der Zeit. Die Einen, die Lagerverantwortlichen, versuchten in Erwartung der bevorstehenden Niederlage ihr Vernichtungswerk voranzutreiben, um die Spuren ihrer Untaten zu beseitigen, einschließlich der Menschen selbst. Vor Kurzem hatte man noch mehrere Verbrennungöfen und eine provisorische Gaskammer auf dem Lagergelände gebaut, um auf diese Weise der Situation in dem inzwischen völlig überfüllten Lager Herr zu werden. Und die anderen, die unschuldig Festgesetzten, Frauen und Kinder, versuchten das ihnen Mögliche zu tun, um Zeit zu gewinnen. Jeder Tag des Überlebens zählte. Jeder Tag nährte die Hoffnung, selbst dem Inferno doch noch zu entkommen. In den letzten Apriltagen 1945 hatte das Warten ein Ende - die Insassen des Lagers Ravensbrück wurden durch die 2. Weißrussische Armee der Sowjetunion befreit.

Aus der alten Generation Ravensbrück leben nicht mehr viele. Nur wenige Überlebende schaffen es noch, die Strapazen einer Reise nach Ravensbrück auf sich zu nehmen. Aber die Feierlichkeiten haben eines deutlich gemacht. Es gibt eine neue "Generation Ravensbrück". Es sind die Kinder, Enkel und Urenkel, die das Andenken ihrer vestorbenen oder ermordeten Angehörigen wahrnehmen. Sie sind ihnen nie persönlich begegnet, aber ein unsichtbares Band scheint sie mit ihren Verwandten und Freunden zu verbinden, jenen, die in Ravensbrück ihr Leben verloren. Und dann ist da noch die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass nicht in Vergessenheit gerät, was einst in den Lagern geschah. Diese Intentionen der neuen "Generation Ravensbrück" führt alles Reden ad adsurdum, dass auch einmal Schluß sein muß mit der Bewältigung der Vergangenheit. Ministerpräsident Woidtke fand hierfür in seiner Rede die entsprechenden Worte. Er legte ein Bekenntnis zum Erhalt und Fortführung der Forschungs- und Gedenkstätten Ravensbrück und Sachsenhausen bei Oranienburg durch das Land Brandenburg ab.

Die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestages der Befreiung von Ravensbrück waren getragen von Erinnerung, Schmerz und Trauer. Aber inzwischen haftet den Tagen des Gedenkens auch eine zunehmende Unbeschwertheit an. Die neue Generation Ravensbrück ist mit Deutschland versöhnt. Das hat dieser Tag des 70. Gedenkens sehr deutlich werden lassen.