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Von nun an sollt ihr Menschen fischen!
Die Haustürprediger der Zeugen Jehovas

Es ist nicht immer einfach, wenn man sich im christlichen Abendland als Christ outet. Erst recht dann nicht, wenn es über das normale Maß eines Weihnachtsgottesdienstes oder "Das Wort zum Sonntag" hinaus geht. Es gibt aber eine Möglichkeit, dem ganzen eine ungeahnte Steigerung zu verpassen, die auch dem Gutmütigsten die Falten auf die Stirn treiben. Man braucht nur den Namen Zeugen Jehova erwähnen und ab diesem Moment ist man besonders verdächtig. Warum ist das so? Und ist diese Ablehnung berechtigt? Eine Spurensuche auf dem Planeten Glauben.

01.04.2017 (C) Planet-Glauben


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Die Haustürprediger der Zeugen Jehovas

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Seit ihrer Gründung 1911 haben sich die Zeugen Jehovas (ZJ) an nichts und niemandem schuldig gemacht. Der größte Lapsus, der ihnen unterlief, waren drei Weltuntergangsprophezeihungen, die die Körperschaft in Warwick/New York ausgegeben hatte und die, wie wir alle wissen, nicht eingetreten sind. Sie haben keine Religionskriege geführt, sie sind nie mit Gottes Segen in den Krieg gezogen, sie haben keine Pädophielen in ihren Reihen, auch sind keine Finanzskandale, Veruntreuungen, Prunksucht etc. bekannt. Sie sind wegen ihrer pazifistischen Haltung und weil sie den großen Führer nicht mit "Heil" begrüßen wollten ins Konzentrationslager gekommen. Viele kehrten von dort nicht mehr zurück. Es stört die ZJ nicht, dass sie dafür nie ein Denkmal in Berlin angediehen bekommen haben. Es zu fordern, würde ihnen nicht einfallen.

Wir brauchen keine Denkmäler, um deren Sanierung man sich ständig Gedanken machen muss. Uns reicht es, dass unser Vater im Himmel, Gott Jehova, sich uns erinnert, wenn dann einmal die Zeit gekommen ist.

So äußerte sich einmal ein Zeuge Jehova dazu.

Zeugen Jehova sind freundlich und höflich. In der Öffentlichkeit treten sie stets gut gekleidet auf, sind sich aber nicht zu schade, auch mit dem letzten Obdachlosen ein freundliches, offenes Gespräch zu führen. Ihre Kinder und die Alten behandeln sie respekt- und liebevoll. Jeder Veranstalter, der den Zeugen Jehova Gastrecht für eine Veranstaltung gibt, legt sich beruhigt schlafen. Er weiß, dass er seine Räumlichkeiten sauberer zurückbekommt als er sie abgegeben hat und das die Miete überpünktlich bezahlt wird.

Es gibt eigentlich kaum einen Grund, warum die Religionsgemeinschaft der ZJ einen so zwiespältigen Ruf genießen. Und dennoch ist es so. Was sind die Gründe für die Ab- und Ausgrenzung, die die ZJ immer wieder, und vor allem auch von Christen anderer Religionsgemeinschaften, erfahren?

Zuallerserst. ZJ sind Christen in der Nachfolge von Jesus Christus. Wie alle Christen berufen sie sich auf das Alte und Neue Testament. Sie dienen und ehren Gott JHWH und Jesus. All das tun sie in einer Weise, dass es manch einem Evangelen, Lutheraner oder Katholik schwindlich wird. Das heißt, in der Regel sind sie sehr tiefgründig mit der Bibel vertraut. Das Auffinden von benötigten Textstellen in der Bibel erfolgt in Windeseile. Und die immer wieder gestellten Fragen zu Gott und der Welt können sie oft besser beantworten als manch verehrter, graumailierter Superindentent. Woran liegt es also, dass die Zeugen Jehova so einen zwiespältigen Leumund genießen; auch in Deutschland?

In einer Religionssendung im 3. Fernsehprogramm, es war der RBB, wurde der Sektenbeauftragte der Bundesregierung zu seiner Analyse der ZJ befragt. Das heißt, die Journalistin legte die gewünschte Antwort gleich in ihre Frage.

Die ZJ sind doch eigentlich eine Sekte?

Das konnte und wollte der Sektenbeauftragte so nicht stehen lassen und widersprach postwendend. Aber diese kleine, unscheinbare Begebenheit verdeutlicht doch vieles. Es sind schlicht gut gepflegte, tief verwurzelte Vorurteile, die den Ruf der ZJ in der Öffentlichkeit begründen und die sich wie Unkraut im heimischen Garten halten. Worum es dabei geht, macht die folgende Aufzählung deutlich.

- Die ZJ sind religiöse Eiferer, die von Haustür zu Haustür gehen, und die man kaum mehr los wird.

- Die ZJ sind stark hierarchisch strukturiert mit einer leitenden Körperschaft in Warwick/New York.

- Die ZJ erwarten das Ende dieser Welt (Harmagedon) und das Entstehen des Königreich Gottes.

- Die ZJ sind erbarmungslos im Umgang mit eigenen Angehörigen, die sich nicht an die Regeln der christlichen Gemeinschaft halten.

- Die ZJ feiern den hohen christlichen Feiertag der Christenheit - Weihnachten - nicht, und ebenso keinen Geburtstag.

- Die ZJ spenden kein Blut und lassen keine Bluttransfussionen zu, auch wenn dadurch ein Menschenleben gefährdet wird.

- Die ZJ lassen sich nicht politisch vereinnahmen und vermeiden jede politische Stellungnahme.

- Die ZJ haben ein undurchsichtiges Finanzgebahren, das sie vor der Öffentlichkeit geheim halten.

- Die ZJ lehnen die Trinität, zu deutsch, die Dreifaltigkeitslehre ab. Mithin seit 1500 Jahren eine Grundsäule der abendländischen christlichen Religion.

- Und schließlich, die ZJ machen ihren Glauben an Gott Jehova fest, wobei ihnen die Namensnennung dieses Gottes besonders wichtig ist.

Aus diesen zehn Punkten speisen sich die Argumente, die zeigen sollen, das die ZJ um so vieles anders sind als andere christliche Religionsgemeinschaften, so dass man besser Distanz zu ihnen wart. Was ist dran, an dieser Argumentation? Taugt sie etwas, oder ist sie schlicht Ausgrenzung und üble Nachrede? Und ist den ZJ diese Ausgrenzung womöglich gar nicht so unrecht? Spannende Fragen!

Um diese Frage zu beantworten, wollen wir die Argumente sortieren und einer Überprüfung unterziehen. Eine beliebte TV-Sendung sagt "Faktencheck" dazu. Führen wir also einen Faktencheck durch. Dabei wollen wir uns nicht ausschließlich auf Fakten Dritter stützen und haben uns deshalb in mehrjähriger Recherche selbst ein Bild gemacht.

Der Streit um Gottes Name

Die ZJ machen ihren Glauben an Gott Jehova fest, wobei ihnen die Namensnennung dieses Gottes besonders wichtig ist. Damit haben sie gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal unter allen Christen weltweit. Keine andere christliche Religionsgemeinschaft beruft sich derart konsequent auf Gottes heiligen Namen JHWH. Was die Bezeichnung JHWH letztendlich bedeutet, ist unter Forschern umstritten. Es scheint, dass Gottes allgemeine Aussage, die er zu Mose machte, "Ich werde sein, der ich sein werde." auch vor der Bedeutung seines Namens keinen Halt macht. Gottes Name und Pläne verschmelzen zu etwas, das der Mensch nicht vollständig in seinem Sinne verorten kann.

Im Alten Testament, das inhaltlich dem jüdischen Tanach entspricht, steht der Name Gottes ca. 7000 mal ausgeschrieben, nämlich Gott JHWH. In der ersten Bibelübersetzung ins Deutsche, ersetzte Luther die vollständige Gottesbezeichnung "Gott JHWH" mit "HERR". Er tat es offensichtlich aus Rücksicht und in Abgrenzung zu den Juden, da dieser Gott JHWH im Alten Testament der Gott des jüdischen Volkes war. Möglicherweise schien Luther eine derartige Gottesvereinnahmung durch Nichtjuden unangebracht. Die Juden selbst verzichten ihrerseits auf die Namensnennung ihres Gottes, was sie mit der besonderen Heiligkeit seines Namens begründeten, die es zu schützen und bewahren gilt.

Interessant ist, was die Bibel selbst dazu sagt:

"Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.

2. Mose 3, Vers 15

Wird durch die jüdisch-lutherische Interpretation zur Nennung des Gottesnamens der Wunsch Gottes etwa ignoriert?

Und im 5. Gebot heißt es:

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

2. Mose 20, Vers 17

Ist die Nennung von Gottes Namen etwa schon als Missbrauch zu werten? Für die ZJ gibt es in dieser Frage keinen Zweifel. Sie berufen sich ausdrücklich auf Gottes Namen JHWH, so wie von Gott gewünscht. Für sie ist nicht vorstellbar, dass bei einer inflationären Anzahl von Göttern, die es in allen Kulturen weltweit gibt, und die allesamt einen Namen haben, ausgerechnet der Schöpfergott selbst ohne (ausgesprochenen) Namen bleiben soll. Damit stellen sie sich jedoch in direkte Konfrontation sowohl zu den jüdischen Religionslehren als auch zu den Lehren der ev. und kath. Kirche. Der daraus in der öffentlichen Wahrnehmung entstehende Makel belastet den Ruf der ZJ, zumal viele Unwissenden annehmen, dass sich "die Sekte" diesen Namen selbst erdacht hat. Es bleibt jedem überlassen, wie er sich in diesem Religionsstreit positioniert.

 

 

 

 

 

 

 

Es wäre nicht das erste mal, dass sich Gott in das Kleine, Unscheinbare und Verachtete verliebt und dafür das Große einfach links liegen lässt.